Neuseeland lässt SMS-"Texting" in Schulprüfungen zu

In Neuseeland wird heftig über die Verwendung von SMS-Abkürzungen in schriftlichen Schultests diskutiert.

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Von
  • Florian Rötzer

Um schnell über SMS kommunizieren zu können und die verfügbare Beschränkung auf 160 Zeichen pro Mitteilung möglichst effektiv auszunutzen, hat sich das so genannte "Texting" mit vielen Abkürzungen entwickelt. Beherrscht und geliebt wird der Jargon vor allem von den Jugendlichen, Kulturkritiker warnen hingegen vor einer Verhunzung der Sprache und der Beeinträchtigung der Kommunikation.

In Neuseeland ist man allerdings in der Schulbehörde, der New Zealand Qualifications Authority (NZQA), zu der Ansicht gelangt, dass die Schulen sich den neuen Kommunikationsformen anpassen müssen. Daher wird dieses Jahr bei den schriftlichen Prüfungen für die Sekundärstufe auch Texting (unter anderem auch Text Talk genannt) zugelassen – allerdings mit der Einschränkung, dass dies nur bei Prüfungen möglich sei, in denen es nicht primär um die sprachliche Leistung geht. Die Schüler werden zwar ermahnt, möglichst vollständiges Englisch zu verwenden, aber man werde auch Antworten akzeptieren, wenn diese "klar das erforderte Wissen zeigen". Die Prüfer könnten dies in aller Regel verstehen. Allerdings würden in manchen Fächern, vor allem in Englisch, Texting-Abkürzungen weiterhin als Fehler bewertet, weil es hier darum geht, einen korrekten Sprachgebrauch zu bewerten.

Die Entscheidung hat in Neuseeland zu erregten Diskussionen geführt. Viele Eltern, Lehrer und Schuldirektoren lehnen die neue Regelung ab, was die NZQA aber ebenso wie anderweitige Kritik nicht von ihrem Vorhaben abbringen konnte. Schüler und manche Lehrer begrüßten die Entscheidung, weil sie die Situation in den Klassenräumen reflektiere. Für die einen ist Texting eine Weiterentwicklung der Sprache; für andere besteht die Gefahr, dass die Schüler korrektes Englisch verlernen und die neuseeländischen Schulabschlüsse damit international an Ansehen verlieren könnten.

Der Bildungsminister scheint nun unter dem Druck der Oppositionskritik einen Rückzieher machen zu wollen. Es habe, so versicherte er, keine Veränderungen in Bezug auf Abkürzungen gegeben. Wo Abkürzungen angemessen seien, könne man diese verwenden, Texting aber sei in Prüfungen nicht angemessen. (fr)