Portal in2movies zielt auf Filmfreunde und Power-Sauger

Die neu gestartete P2P-Filmplattform von Warner Bros. und arvato mobile lockt mit einem Bonus-System für Uploads, doch die Nutzer von Mac, iPod oder Linux sowie selbstgebrannter DVDs haben das Nachsehen.

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Mit den Schauspielern Jasmin Tabatabai und Herbert Knaup gaben am heutigen Mittwoch im Berliner Ludwig-Erhard-Haus zwei Vorstandsmitglieder der Deutschen Filmakademie den offiziellen Startschuss für die Beta-Version des neuen Filmportals in2movies. Dank der Gemeinschaftsunternehmung zwischen der Warner Bros. Entertainment GmbH und dem zum Bertelsmann-Konzern gehörenden technischen Dienstleister arvato mobile wollen die beiden Firmen neue Zielgruppen über das Internet ansprechen. Seine Sicht auf die Vorteile des Portals erläuterte Christof Wesp, Marketingleiter von in2movies: "Wir bieten eine hohe Qualität, vergleichbar mit der auf DVD. Der Service ist rund um die Uhr verfügbar und ermöglicht einen schnellen und sicheren Download sowie ein sofortiges Anschauen." Der gekaufte Film werde auf der Festplatte des Computers gespeichert und sei dauerhaft verfügbar.

Zum Start sind via in2movies über 300 Filme und TV-Serien erhältlich. Dazu zählen Neuheiten wie "Harry Potter und der Feuerkelch", die parallel zur DVD-Vermarktung online angeboten werden. Als Osterei zum Anlocken von Nutzern ist ein älterer Potter-Streifen ("Harry Potter und der Stein der Weisen") bis zum Ostermontag über die Plattform kostenlos zu beziehen. Normal schlagen aktuelle Hollywood-Knüller mit 14,99 Euro und damit in etwa mit dem Preis einer DVD zu Buche. Dabei sind die Videos zunächst "nackt", über die Dreingabe von Zusatzinhalten wie auf der DVD machen sich die Anbieter noch Gedanken. Offenbar werden die Filme auch lediglich mit der deutschen Synchrontonspur im Dolby-Digital-Format (bis 5.1 EX) ausgeliefert. Filme aus dem älteren Katalogbereich wie "Sophie Scholl" oder "Batman Begins" sind für 7,99 Euro zu haben, Streifen wie "Good Bye Lenin" für 6,99. Für Episoden aus TV-Serien will Warner Bros. zwischen 99 Cent und 1,99 Euro kassieren. Konkurrent Disney hat dagegen angekündigt, eigene, über den Sender ABC ausgestrahlte TV-Serien kostenlos verfügbar zu machen.

Technischer Clou bei dem Portal ist das von arvato mobile entwickelte Download-System GNAB. Das Ausliefern der bis zu zwei Gigabyte großen Filmdateien soll dabei so weit wie möglich "an die Endkunden outgesourct werden", erläuterte Kurt Smit, Geschäftsführer Digital Download bei arvato mobile. Diese können dem Dienst, mit dem Smit den großen "BANG" im Filmgeschäft einleiten will, wie bei jedem gängigen P2P-System Uploadkapazitäten zur Verfügung stellen. Als Belohnung erhalten sie "MoviePoints". Wer etwa die Bandbreite für einen stark nachgefragten Film abtrete, erhalte dafür 250 solcher Bonuspunkte, brachte Smit gegenüber heise online ein Beispiel. Spätestens 5000 Punkte könne man dann gegen einen freien Download tauschen. Mit MoviePoints belohnt wird ferner etwa die Registrierung für den Service oder die Neukundenwerbung. Darüber hinaus will in2movies den Community-Gedanken fördern und räumt Nutzern so die Möglichkeit zum Aufbau einer "MovieBox" in Form einer eigenen Homepage für Empfehlungslisten ein. Werden darüber Downloads gestartet, erhält der MovieBox-Betreiber ebenfalls Punkte.

Ein reines P2P-System ist in2movies nicht. Vielmehr werden die Filesharing-Funktionen gestützt von einem zentralen Download-Service. Vor allem bei "massenhaften Zugriffen" solle P2P greifen, betonte Smit. Das "an sich virale System" werde überwacht von einem zentralen Rechner, der die Ladevorgänge protokolliert. Er sorgt zudem dafür, dass bei der Unterbrechung eines Downloads der Vorgang nicht wieder ganz von vorn begonnen werden muss.

Ohne ein System zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) kommt in2movies nicht aus. Verwendet wird Microsoft DRM 10. Die letztlich im WMV-Format gespeicherten Dateien lassen sich nicht auf DVD brennen. Das Erstellen einer Sicherheitskopie, die nicht in einem DVD-Player abgespielt werden kann, ist zulässig.

Die Nutzer von Linux sowie von Apple-Betriebssystemen haben bei der gewählten Lösung das Nachsehen. Die Plattformbetreiber verzichten so auch darauf, die Fans von Video-iPods mit legaler Nahrung für ihre täglichen Begleiter zu versorgen. Eine Portierung des GNAB-Systems ist laut Smit nicht in Planung, da "die Nachfrage zu gering", die Client-Umrüstung aber "enorm" teuer sei. Auch das unterbundene DVD-Brennen vermisst der Marketingexperte nicht: "Der Client hat ja ein Content Management System und so finde ich vom Sofa aus den Content, den ich gucken möchte. Bequemer geht's nicht."

Die Videos werden für den Download mit 1,5 MBit/s encodiert. Die Betreiber der Plattform empfehlen daher für die Nutzung eine Internetverbindung mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 2048 kBit/s, um sich die Filme gleich beim Ladevorgang anschauen zu können. Um die erstandenen Bilder auf den Fernseher zu bekommen, ist der Anschluss der Mattscheibe an einen Entertainment-PC mit Videokarte erforderlich. Darüber hinaus ist in2movies für Intels Entertainment-Plattform Viiv zertifiziert. Die dabei zum Einsatz kommenden Chipsätze erlauben laut Smit "ein sicheres Übertragen von Wireless Content vom PC zum Fernseher". Die drahtlose Verbindung sei quasi das – momentan noch relativ kostspielige und kaum verbreite –- "Pünktchen auf dem i, um den Service wirklich bequem nutzen zu können".

Das Repertoire wollen die Geschäftspartner ständig ausbauen. Warner Bros. Deutschland wartet gegenwärtig mit insgesamt 1500 DVD-Titeln auf, die laut Geschäftsführer Wilfried Geike nach und nach über in2movies verfügbar gemacht werden sollen. Generell schwebt ihm vor, dass sich die Plattform über einen reinen "Warner-Service" hinausentwickelt. Angestrebt sei "ein breites Filmangebot für alle Interessierten". Andere Filmstudios müssten dafür einen Lizenzvertrag mit in2movies abschließen. Inwieweit sich diese darauf einlassen, bleibt abzuwarten, da Warner Bros. mithilfe der Vermarktung von Filmen über die Plattform auch Einblicke etwa in die Abrufzahlen erhalten würde. Ferner will in2movies Business-2-Business-Modelle unterstützen, wobei Geike etwa an "bestehende DVD-Händler wie Karstadt oder MediaMarkt" und an Internetprovider denkt. Diese könnten eigene Sites für den Dienst entwickeln und die Preise selbst bestimmen. (Stefan Krempl) / (jk)