EU stoppt Emissionsrechtehandel wegen gravierender Sicherheitsprobleme

Der Emissionsrechtehandel soll eigentlich den Ausstoß von Schadstoffen durch Industrie und Kraftwerke mit marktwirtschaftlichen Mitteln begrenzen. Die Systeme der Handelsbörsen für Emissionsrechte haben aber mit schweren Sicherheitsproblemen zu kämpfen.

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Die EU-Kommission hat einen sofortigen, EU-weiten Stopp des Emissionsrechtehandels verfügt. Zumindest bis 26. Januar 19 Uhr sollen die Börsen geschlossen bleiben. Bis dahin werden lediglich Neuzuteilungen und Rückgaben von Zertifikaten durchgeführt. Als Grund für die Sofortsperre werden wiederholte Sicherheitsverletzungen bei nationalen Handelsbörsen angegeben.

In Deutschland war es Kriminellen vor knapp einem Jahr gelungen, sich über Phishing-Mails Zugang zu den Datenbanken der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) zu verschaffen. Sie übertrugen Zertifikate im Wert von 3,2 Millionen Euro ins Ausland. Im November kam es erneut zu Problemen, die in Zusammenhang mit dem Nimkey-Trojaner gestanden haben sollen. Das österreichische und deutsche Handelsregister wurden zeitweise geschlossen.

Die Situation hat sich zuletzt offenbar deutlich verschärft. In den letzten Tagen gingen die Handelsplätze in Estland, Griechenland, Österreich, Polen und der Tschechischen Republik offline. In Tschechien sollen Unbefugte Emissionsberechtigungen im Wert von 6,7 Millionen Euro unter ihre Kontrolle gebracht haben. Das österreichische Emissionshandelsregister gibt an, am 10. Januar Ziel einer Attacke gewesen zu sein. Seit dem 12. Januar ruht in Wien der Handel. Neue Informationen sind dort für den morgigen Freitag in Aussicht gestellt.

Die EU-Kommission will sich Anfang kommender Woche näher äußern. Geplant ist eine schrittweise Wiederaufnahme des Handels an jenen Emissionsrechte-Börsen, die "adäquate Sicherheitsmaßnahmen" getroffen haben. Die entsprechenden Mindestanforderungen will die Kommission gemeinsam mit nationalen Behörden festlegen. (jk)