Digitalfunk: Tetra Association feiert zehnjähriges Bestehen

Die herstellerübergreifende Technologie habe sich bei Behörden mit Sicherheitsaufgaben sowie industriellen Anwendern bewährt. Der jährliche Kongress verzeichnet einen Teilnehmerzuwachs auf 1500.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der jährliche Kongress der Tetra-Ausrüster und -Anwender, der in diesem Jahr noch bis zum 25. November in Wien stattfindet, ist für die Branchenvereinigung Tetra MoU Associaion ein willkommener Anlass, eine positive Bilanz ihres inzwischen zehnjährigen Bestehens zu ziehen. Seit ihrer Gründung 1994 seien über 550 Netze im Tetra-Standard in 65 Ländern aufgebaut worden. Neben den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Polizei und Feuerwehr -- in Deutschland meist unter dem Kürzel BOS zusammengefasst --, verwenden so unterschiedliche Nutzer wie öffentliche Verkehrsbetriebe, Flughäfen oder auch die Betreiber von Ölbohr-Plattformen inzwischen digitale Funknetze im Tetra-Standard.

Im Gegensatz zum Analog-Funk erlaubt es der Tetra-Standard, abhörsichere Sprachverbindungen zwischen frei konfigurierbaren "Gesprächsgruppen" zu führen. So kann zum einen verhindert werden, dass der Funkverkehr von Betriebsfremden belauscht wird. Zum anderen lässt sich dank Funktionen wie dem Gruppenruf der für analoge Netze typische "Sprachsalat" vermeiden, wo jeder Teilnehmer zwangsweise den kompletten Funkverkehr aus einem Kanal mithört und die für ihn relevanten Informationen mühsam herausfiltern muss. In einem Tetra-Netz -- beispielsweise für Verkehrsbetriebe -- ist es hingegen möglich, durch einen Gruppenruf gezielt die Straßenbahnen einer bestimmten Linie anzufunken, um die Fahrer auf eine Störung auf ihrer Strecke hinzuweisen.

Für John Cox, den CEO der Tetra MoU Association, liegt ein wichtiger Grund für den Erfolg des Tetra-Standards darin, dass er standardisiert ist und von einer wachsenden Zahl von Unternehmen angeboten wird, die miteinander im Wettbewerb stehen. Hierdurch sei eine Balance zwischen den Herstellerinteressen und den Bedürfnissen der Anwender gewährleistet, da diese zwischen verschiedenen Anbietern wählen könnten. So liefern etwa die Branchengrößen Motorola und Nokia sowohl Netzinfrastruktur als auch Endgeräte. Die Interoperabilität von Tetra-Endgeräten ist beispielsweise im Dreiländereck zwischen den Niederlanden (Motorola-Infrastruktur), Belgien (Nokia) und der Region Aachen getestet worden. Auch im Vereinigten Königreich, wo der Aufbau eines landesweiten BOS-Netzes mit Motorola-Infrastruktur vor dem Abschluss steht, können die für die Polizei zuständigen Grafschaften unabhängig von einander Endgeräte verschiedener Hersteller einsetzen und so die für sie jeweils am besten geeigneten Handfunkgeräte, Einbau-Terminals für Autos oder auch speziell für Motorräder entwickelte Terminals auswählen.

Dieser laut John Cox funktionierende Anbieterwettbewerb sei für den Erfolg von Tetra auch wichtiger als die Tatsache, dass dieser der einzige professionelle Digitalfunkstandard sei, der vom European Telecommunications Standards Institute ETSI zertifiziert worden ist. Auch wenn der konkurrierende Standard Tetrapol des Luft- und Rüstungskonzerns EADS ETSI-zertifiziert würde, blieben die Anwender faktisch auf einen einzigen Anbieter angewiesen. Dessen ungeachtet setzen neben Frankreich, wo die Zentrale von EADS beheimatet ist, weitere Staaten wie Tschechien oder die Schweiz auf Tetrapol, so dass inzwischen um Detschland herum ein Flickenteppich verschiedener Standards im BOS-Funk entstanden ist.

Seit ihrer Gründung ist die Zahl ihrer Mitglieder laut Tetra MoU Assosciation von neun auf 115 in über 30 Ländern angewachsen. Gegenüber dem Kopenhagener Kongress im November 2003 sei Zahl der Teilnehmer von rund 1250 auf 1500 gestiegen. Zwar sei und bleibe der professionelle Digitalfunk eine Nischenbranche, doch sieht Cox in diesen Zahlen den Beleg dafür, dass sich dieser Industriezweig von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der Telco-Branche erfolgreich habe abkoppeln können. (ssu)