Quer-Einstieg: Neungang-Automatik von ZF
ZF entwickelt sein erstes Automatikgetriebe für den Front-Quer-Einsatz. Es ist so kompakt wie ein Sechsgang-Automat und verspricht mit neun Gängen viel Komfort, gute Beschleunigung und wenig Verbrauch
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- Gernot Goppelt
Friedrichshafen, 24. Januar 2011 – Dreigang-Automatiken waren vor einigen Jahrzehnten Standard, heute sind fünf oder sechs Gänge üblich, wie etwa beim 6-Gang-Automaten von Aisin, das weltweit verbreitet ist. Als Mercedes im Jahr 2003 die 7G-Tronic mit sieben Gängen einführte, war das eine Sensation, mittlerweile werden sogar Automaten mit acht Gänge verbaut. Und scheinbar geht die Entwicklung munter weiter, wie die neueste Entwicklung von ZF Friedrichshafen zeigt.
Erstmals für Front-Quer
Die 9-Gang-Automatik ist nicht nur wegen der hohen Anzahl von Gängen interessant, sondern auch, weil sie das erste Getriebe für den Front-Quer-Einbau ist, das ZF entwickelt. In etwa 80 Prozent aller Pkw weltweit, heißt es bei ZF, wird der Motor quer zur Fahrtrichtung eingebaut – diesen Markt will man sich natürlich nicht entgehen lassen. Das erste Bild des Getriebes gibt zwar wenig preis, zeigt aber angesichts der neun Gänge eine erstaunlich kompakte Bauform, die auf dem Niveau eines 6-Gang-Automaten liegen soll. Das ist für den Quereinbau auch notwendig, schließlich kann sich das Schaltwerk nicht Richtung Getriebetunnel lang machen.
Quer-Einstieg: Neungang-Automatik von ZF (3 Bilder)

ZF baut erstmals eine Automatik für den Front-Quer-Einbau - neun Gänge sorgen für große Spreizung und kleine Drehzhalsprünge.
Der 9-Gang-Automat soll hinsichtlich des "Verbrauchs" auf ähnlichem Niveau liegen wie der bereits in den Markt eingeführte 8-Gang-Automat für den Längseinbau, der aus mehreren BMW-Anwendungen bekannt ist. Seine Verluste liegen laut ZF nur 14 Prozent unter einem theoretisch idealen Getriebe. Inwieweit neun Gänge wirklich notwendig sind, um noch Vorteile zu erzielen, muss sich zeigen, technische Details will ZF erst im Sommer veröffentlichen.
Mehr Gänge kosten Geld, sie erlauben aber eine große Spreizung bei kleinen Drehzahlsprüngen. Das kommt dem Verbrauch zugute und erlaubt ein komfortables Schalten. Zudem soll das Getriebe "ausgesprochen kurze Reaktions- und Schaltzeiten unterhalb der Wahrnehmungsschwelle" bieten. Dabei helfen Torsionsdämpfersysteme im Drehmomentwandler: Sie mindern Drehungleichförmigkeiten besonders bei niedrigen Drehzahlen, die man sonst durch Schlupf im Wandler ausgleichen müsste. Bei den 8- und 9-Gang-Automaten von ZF erlauben die Dämpfer ein sehr schnelle Überbrückung des Wandlers, mindern so den verbrauchsfördernden Schlupf und halten dennoch Schwingungen vom Fahrer fern.