Jailbreak beim iPhone mit redsn0w, PwnageTool oder limera1n

Das Entsperren von iPhone & Co. hat seinen Charme: Als Herr im eigenen Smartphone bestimmt man selbst, welche Software an Bord kommt.

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Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic
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Apple hat die iOS-Geräte mit diversen Sperren versehen, die es verhindern, dass man Anwendungen aus anderen Quellen als dem App Store bezieht. Weil Apple die Anwendungen vor der Freigabe prüft, sinkt die Wahrscheinlichkeit, sich Malware einzufangen, stark. Aber dieselbe Technik schottet auch Apple gegen mögliche Mitbewerber ab und teils rigorose Zulassungsrichtlinien verhindern die eine oder andere Anwendung im App-Store.

Mit Programmen wie limera1n, redsn0w oder PwnageTool lassen sich diese Sperren vom Mac aus entfernen. Diesen Vorgang nennt man Jailbreak. Die Tools nutzen dafür Sicherheitslücken in den iOS-Geräten aus. Apple wiederum schließt solche Lücken mit iOS-Updates und liefert sich so mit den Jailbreak-Entwicklern ein Katz- und Mausspiel.

Das U.S. Copyright Office hat im Juli 2010 befunden, dass in den USA ein Jailbreaking legal ist und sogar das Aufheben des SIM-Locks keinen Verstoß gegen den Digital Millenium Copyright Act darstellt (DMCA). Möglicherweise deshalb hat sich Apple bisher auch nicht gerührt, Jailbreak-Fälle zu verfolgen. Der iOS-Hersteller versagt lediglich einem geknackten Gerät die Garantieleistung. Allerdings lässt sich der Jailbreak-Eingriff in aller Regel auch rückstandslos entfernen.

Hat man ein iPhone oder ein iPad erst mal geknackt, tun sich eine Menge neuer Möglichkeiten auf. Die vier wichtigsten sind:

  • Individualisierung der Bedienoberfläche: Mit Cydia, dem Paketmanager der freien Jailbreak-Welt, erhalten Tüftler Zugriff auf eine Vielzahl von grafischen Optionen, ihr Gerät mit Themes zu individualisieren.
  • Uneingeschränkter Zugriff auf Geräte-Interna: Programmierer und Nutzer, die sich für interne Abläufe interessieren, erhalten einen mächtigen Unix-Unterbau mit zahlreichen Kommandozeilenwerkzeugen.
  • Datenschutzkontrolle: Mittels einer Firewall lässt sich kontrollieren, welche IP-Verbindungen das Gerät aufbaut. Auch lassen sich die durchaus im iOS eingebautenIPv6-Privacy-Extensions bisher nur auf entsperrten Geräten einschalten.
  • Funktionserweiterungen im weitesten Sinne.

Unter diesem Stichwort lassen sich die meisten Punkte zusammenfassen: Der freie Cydia-Store bietet eine Vielzahl von Tools, die das iPhone im Werkszustand nicht nutzen kann. Als eine kleine Auswahl seien genannt: der AFP-Daemon für den Filesystemzugriff per Mac unter Einsatz des Apple Filing Protocol, eine erweiterte AirPlay-Funktion für mehr Gegenstellen, Facetime im Mobilfunkmodus, eine native SMS-Funktion für das iPad, ein VNC-Server, über den sich etwa ein iPad oder iPhone aus der Ferne warten lässt, das kostenlose und verbreitete OpenVPN und der OpenSSH-Server für den uneingeschränkten Zugriff auf die Kommandozeilentools das Dateisystem. Eine komplette Liste würde den Umfang dieses Beitrags sprengen.

Bisher nur im Cydia-Store erhältlich: Eine SMS-Software fürs iPad, die Kurznachrichten per Mobilfunk sendet und empfängt.

Von diesem Programmfundus geht durchaus ein Druck auf Apple aus: Manche Funktionen finden später auch Eingang im iOS. Ein Beispiel dafür ist die ursprünglich nur über Cydia erhältliche MMS-Funktion – die hat Apple auf Druck der Anwender seit iOS 3.0 nun ebenfalls an Bord.