Prozess wegen Verbreitung eines privaten Sex-Videos in Tauschbörse [Update]

Ein Angeklagter ist heute aus dem Amtsgericht Marburg geflüchtet, vor dem er sich wegen der Verbreitung eines Sex-Videos seiner Ex-Freundin verantworten sollte.

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Von
  • Markus Schickore

Heute sollte vor dem Amtsgericht Marburg der Prozess gegen einen Angeklagten eröffnet werden, dem vorgeworfen wird, ein privates Sex-Video seiner Ex-Freundin über eine Tauschbörse im Internet verbreitet zu haben. Außerdem soll der 39-Jährige, der vor Prozessbeginn getürmt ist, 26 Bilder einer Pornodarstellerin derart bearbeitet haben, dass sich Ähnlichkeiten mit seiner Ex-Freundin aufdrängen. Name, Adresse, Telefonnummer und auch die E-Mail-Adresse der Ex-Freundin veröffentlichte der Angeklagte auf den Bildern gleich mit.

Der Angeklagte erschien heute zunächst zum Gerichtstermin, habe dann aber wohl in Anbetracht der vielen Zuschauer und des Presseaufgebots Reißaus genommen, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Marburg. Seinen Wagen ließ der Angeklagte auf dem Gerichtsparkplatz zurück. Der Richter erließ daraufhin einen Haftbefehl gegen den Flüchtigen. Die Polizei fahndet jetzt nach ihm. Der Prozess wird -- nach Ergreifung des Angeklagten -- frühestens Mitte September fortgesetzt. Ein genauer Termin ist derzeit noch nicht bekannt.

Der Angeklagte hat nach Auskunft der Verteidigung die Verbreitung einiger Bilder über eine Tauschbörse eingestanden. Der Film jedoch sei mit Einverständnis der Ex-Freundin gedreht worden. Er habe ihn auf eine CD gebrannt, diese sei ihm jedoch von einem Unbekannten gestohlen worden. Dieser habe den Film dann auch in die Tauschbörse gestellt.

Die Staatsanwaltschaft Marburg geht indes von einer heimlichen Aufnahme durch den Angeklagten aus, die von ihm auch ins Internet gestellt wurde. Sie wirft dem Angeklagten Verletzung des Rechts am eigenen Bild, Verbreitung pornografischer Schriften und Beleidigung vor. Da die Aufnahmen in der Tauschbörse praktisch nicht gelöscht werden können, spricht Staatsanwalt Franosch von "Persönlichkeitsverletzungen, die nie mehr gestoppt werden".

Die 42-jährige Ex-Freundin tritt im Prozess als Nebenklägerin auf und fordert Schmerzensgeld in Höhe von 200.000 Euro. Sie wurde durch Anrufe und E-Mails ihr unbekannter Männer auf die Bilder und den Film aufmerksam.

[Update]
Der Angeklagte hat sich am Nachmittag der Polizei gestellt. Er wurde zur Untersuchung in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht.

(Markus Schickore) / (anw)