IPocalypse Now?

Warum die verschiedenen Countdowns für verbleibende IPv4-Adressen unterschiedlich ticken, wieso das eigentlich furchtbar egal ist und was Sie dabei gewinnen können.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Johannes Endres

Die IPv4-Adressen gehen rapide zur Neige. Auf verschiedenen Internet-Seiten laufen Countdowns dramatisch ab und sagen ein baldiges Ende voraus – die IP-ocalypse. Doch diese Zähler zeigen höchst unterschiedliche Zahlen an, was gelegentlich zu Verwirrung führt.

Das liegt nicht nur an Programmierfehlern wie bei www.ipv4depletion.com, wo immer das aktuelle Datum als Ende des IP-Pools erscheint. Die Countdowns zählen nicht wirklich die Zahl der vergebenen IPv4-Adressen, weil sie die gar nicht online abfragen können. Stattdessen berechnen sie einen Zwischenwert aus einem bekannten Pegel der IPv4-Adressen zu einem vergangenen Zeitpunkt und dem vorhergesagten Ende. Als Startdatum legen sie meist den 30. 11. 2010 zugrunde, an dem die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) zuletzt Adressblöcke vergeben hat. Dabei blieben nur noch sieben /8-Blöcke ungenutzt, also 7 × 2^24 Adressen.

Das Enddatum ist etwas schwieriger zu bestimmen. Manche Counter setzen den Tag an, an dem die IANA die letzten /8-Blöcke zuteilt. Der steht recht kurz bevor, denn sobald der nächste Antrag bei der IANA einläuft, teilt sie darauf zwei /8-Blöcke zu. Dann bleiben nur noch fünf Blöcke übrig, und für diesen Fall ist schon lange abgemacht, wer sie bekommt. Folglich leert sich mit dem nächsten Antrag an die IANA deren Pool. Auf dieses Datum laufen unter anderem die Zähler des Carriers Hurrican Electric und des INTEC Systems Institute hin.

Doch das ist noch lange nicht das Ende neuer IPv4-Adressen. Denn die IANA vergibt die Blöcke an die fünf jeweils für eine Weltregion zuständigen "Regional Internet Registries" (RIRs): RIPE (Europa), ARIN (Nordamerika), LACNIC (Lateinamerika und Karibik), APNIC (Asien und Pazifik) und AfriNIC (Afrika). Diese verteilen sie dann auf Antrag in kleineren Blöcken weiter, zum Beispiel an Provider. Bis also erstmals ein Provider keine neuen Adressen von seinem RIR bekommt, vergeht noch etwas mehr Zeit. Aktuelle Schätzungen deuten auf Anfang Oktober 2011. Dieses Datum wertet die British Telekom als Ende der IPv4-Adresssen.

Egal, wie die einzelnen Countdowns laufen, noch in diesem Jahr wird der erste Antragsteller keine IPv4-Adresse mehr bekommen. Die einzige Technik, die zurzeit diesen Mangel ausgleichen kann, ist IPv6. Daher gibt es keine Alternative zur IPv6-Einführung in diesem Jahr. An welchem Tag die IPv4-Adressen zu Ende gehen, spielt dafür keine Rolle.

Immerhin kann man mit einer genauen Schätzung etwas gewinnen: Cisco nimmt Wetten an, wann genau der Antrag eines RIR bei der IANA eingeht, der die Kettenreaktion zur Vergabe der letzten Adressen auslöst. Als Preis gibt es unter anderem das derzeit bei Gewinnspielen unvermeidliche iPad.

Ein Tipp: Das für Asien und den Pazifik-Raum zuständige APNIC hat im Moment den kleinsten Pool freier Adressen. Und Geoff Huston, der auf seiner persönlichen Seite eine Prognose für das Ende des IANA-Pools abgibt, arbeitet für das APNIC … (je)