Studie zu den Vor- und Nachteilen einer Internet-Regulierung

Die Deutsche Telekom hat von der Berliner European School of Management and Technology die Möglichkeit eines nachhaltigen Internetmodells ausloten lassen. Die Autoren kritisieren ein angebliches Umgleichgewicht bei den Einnahmen im Internet.

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Von
  • Falk Lüke

Die Berliner European School of Management and Technology (ESMT) hat im Auftrag der Deutschen Telekom eine ökonomische Studie (PDF-Datei) zur Möglichkeit eines "Nachhaltigen Internetmodells für die nahe Zukunft" verfasst. Darin heißt es unter anderem, die Bandbreiten im Internet würden nicht ausreichen. Insbesondere Anwendungen wie 3D-Video, das mit 50 Megabit pro Sekunden besonders bandbreitenhungrig wäre, könnten die Leitungen verstopfen. Eigene Zahlen haben die Autoren der Studie jedoch nicht erhoben.

Besonders deutlich kritisieren die Autoren der Studie das aus ihrer Sicht vorhandene Ungleichgewicht bei den Einnahmen im Internet: während die Inhalteanbieter 62 Prozent aller Einnahmen kassierten, erhielten die Internet Service Provider (ISP) nur 17 Prozent.

Als Lösung für die erwarteten Probleme und die aus ihrer Sicht zu geringen Einnahmen der ISPs sehen die Autoren vier Möglichkeiten: das "Stau-basierte Modell", bei dem Nutzer entsprechend der aktuellen Verkehrslage auf den Netzen höher oder niedriger tarifiert werden; das Modell "Best Effort Plus", bei dem es eine Zweiteilung in ein Basis-Internet der herkömmlichen Art und einen zweiten Bereich mit Priorisierung und Qualitätsgarantien geben soll und bei dem die Endpunkte für eine entsprechende Qualität bezahlen sollen; ein drittes, "Qualitätsklassen und Inhalte bezahlen" genanntes Modell, bei dem nach Inhaltetypen entsprechend die Anbieter bezahlen müssten. Das vierte Modell ist eine Abwandlung des Dritten: Hier soll der Nutzer für bestimmte Qualitätsklassen zur Kasse gebeten werden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass alle Modelle ihre Vor- und Nachteile hätten. Allerdings seien die beiden Qualitätsklassen-basierten Modelle bei einer strengen regulatorischen Vorgabe des Gesetzgebers unmöglich. Auf breite Kritik dürften jedoch einige der Grundannahmen der Autoren treffen. Für sie ist Preisdiskriminierung grundsätzlich wohlfahrtsteigernd, sie gehen davon aus, dass es unter den künftigen Rahmenbedingungen, die mit einem starken Wettbewerb einhergehen, nur geringe Anreize für Investitionen und Innovationen geben werde. Schließlich würden Innovationsprofite durch den Wettbewerb schnell wieder zunichte gemacht.

Die Bundesregierung muss bis Mai im Rahmen der Umsetzung des Telecom-Pakets der EU auch Vorschriften zur Netzneutralität einführen. Allerdings hat die EU-Generaldirektion Digitale Agenda unter der Niederländerin Neelie Kroes den Mitgliedsländern bei der Gestaltung große Spielräume gelassen. Das Thema Netzneutralität wird derzeit auch von der Bundestags-Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" behandelt.

Im Koalitionsvertrag hatten CDU/CSU und FDP festgelegt, dass Netzneutralität ein Ziel der Regierung sei. Die Deutsche Telekom hat in den vergangenen Jahren mehrfach betont, dass sie für die Durchleitung von Inhalten großer Internetinhaltebieter gerne zusätzliches Geld sehen würde. (anw)