Forschungsministerium fordert neue Methoden der Technikfolgenabschätzung

Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, stellte auf einer Tagung fest, dass es in Deutschland keine Technikfeindlichkeit gebe, sondern "eine durchweg positive Einstellung zu technischen Entwicklungen".

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, mahnte auf der Tagung "Technik in einer fragilen Welt -- die Rolle der Technikfolgenabschätzung" in Berlin neue Methoden der Technikfolgenabschätzung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie an. Er diagnostizierte eine "sehr hohe Innovationsgeschwindigkeit", die durch eine "Verrechtlichung" gebremst zu werden drohe. "Technikbetrachtungen allein helfen hier nicht weiter, Untersuchungen der Marktpotenziale ebenso wenig", sagte Catenhusen. Innovations- und Technikanalysen hätten sich "komplexen und unwägbaren Entwicklungen" zu stellen, um die Förderpolitik des Forschungsministeriums in die richtige Richtung zu lenken. Dies gelinge nur durch die Beteiligung der Marktteilnehmer ebenso wie der Nutzer an strategischen Analysen.

Innovationshemmnisse machte Catenhusen nicht an den Schnittlinien zwischen Entwickler, Anbieter und Benutzer aus, sondern in der Position der beteiligten Produzenten, Technikanwender und Techniknutzer. "Verwerfungen folgen auch aus der Doppelrolle von Nutzern, die auf leichte Weise selbst zu Produzenten werden und allein durch ihre große Zahl den meisten Marktgrößen im IT-Sektor empfindlich zusetzen können", konstatierte er und forderte die Professoren auf, sich bei ihren Analysen auf diese besondere Situation einzustellen.

Catenhusen stellte außerdem fest, dass es in Deutschland keine Technikfeindlichkeit gebe, sondern "eine durchweg positive Einstellung zu technischen Entwicklungen": Rund 80 Prozent der Deutschen bewerten Technik und technischen Fortschritt überwiegend positiv. Als technikfeindlich könne man eine Minderheit von deutlich unter 10 Prozent der Bevölkerung bezeichnen. Der Staatssekretär schrieb seine Empfehlungen dem "Netzwerk Technikfolgenabschätzung" ins Stammbuch, das auf der Berliner Tagung von Einrichtungen der technischen Politikberatung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet wurde. Die Initiative ging vor allem vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Forschungszentrum Karlsruhe sowie den Universitäten Stuttgart und Bielefeld aus. Am ITAS soll auch die Kontaktstelle des "Netzwerks Technikfolgenabschätzung" eingerichtet werden.

Als Selbstorganisation der Forschungseinrichtungen will das neue Netzwerk die Technikfolgenabschätzung ergänzen, die in Deutschland das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) sowie der Projektträger Innovations- und Technikanalyse (ITA) für das Bundesforschungsministerium betreiben. Baden-Württemberg ließ Ende 2003 die Akademie für Technikfolgenabschätzung schließen, auch Nordrhein-Westfalen stellte vor kurzem eigene Anstrengungen zur Technikfolgenabschätzung ein. (Christiane Schulzki-Haddouti) / (anw)