Safer Internet Day: Jugendliche in der "Pubertät 2.0" [Update]

Anlässlich des Safer Internet Day kümmert sich die Initiative klicksafe mit dem "Aufwachen in sexualisierten Lebenswelten" und gibt Eltern Tips im Umgang mit ihrem Nachwuchs.

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Von
  • dpa

Über das Internet ist für Jugendliche vieles uneingeschränkt verfügbar – auch Pornografie. Dieses Thema sei für viele Erwachsene tabu, so dass sie es nur selten vor ihren Kindern ansprechen. Wegschauen sei aber der falsche Weg: "Eltern müssen es aufgreifen, wenn ihre Kinder mit Pornos in Kontakt kommen", sagte Birgit Kimmel von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen im Gespräch mit der dpa. Kimmel leitet die Anfang 2005 gestartete Initiative klicksafe , die anlässlich des Safer Internet Day am heutigen Dienstag ein Dossier zum Thema "Pubertät 2.0. Aufwachsen in sexualisierten Lebenswelten" herausgegeben hat.

Eltern sollten je nach Alter des Kindes unterschiedlich vorgehen: "Jüngere kommen oft ungewollt beim Surfen damit in Berührung. Dann schaffen Eltern zu Hause am besten ein Klima, in dem Kinder sich trauen, so etwas zu erzählen." Um den Nachwuchs vor pornografischen Inhalten zu schützen, empfiehlt Kimmel Filtersoftware. "Das blockt vieles ab."

In der Pubertät machten sich Jugendliche oft gezielt auf die Suche nach Pornoseiten im Internet. "Sie wollen sich informieren und eine Vorstellung von Beziehungen bekommen." An diesem Punkt sollten Eltern ansetzen: "Erklären Sie, dass die abgebildete Sexualität in Pornos wenig mit der Realität zu tun hat und kaum Emotionen gezeigt werden", sagt Kimmel. Die gezeigten Personen eigneten sich nicht als Rollenmodelle. Gleichzeitig sollte aber nicht das Erregungspotenzial verschwiegen werden, dass von den Filmen ausgehe.

Hilfreich sei es, das Thema nicht frontal anzugehen: "Nähern Sie sich ein bisschen um die Ecke rum und formulieren Sie 'Was würdest du denn deinem Freund oder deiner Freundin raten, wenn ihr Partner das und das mit ihr machen möchte'." Über Dritte falle es den Jugendlichen leichter, sich eine Meinung zu bilden. Blocken die Kinder das Gespräch oder weigern sich, mit ihren Eltern darüber zu reden, müssten diese das akzeptieren. "Wahrscheinlich wird dann mehr im Freundeskreis darüber geredet."

Zudem gebe es mittlerweile viele Webseiten, die Jugendliche über Pornografie aufklären oder auf denen sie anonym Fragen stellen können, so Kimmel. "Auf solche Angebote können Eltern hinweisen." In der Klicksafe-Broschüre "Let's talk about Porno" (PDF-Datei) sind Anlaufpunkte zu finden.

Erwischen Eltern ihre Kinder beim Pornogucken, sollten sie das nicht ignorieren: "Fragen Sie nach der Motivation, aus der heraus geschaut wird." Auch wenn es nur schwer möglich zu kontrollieren sei, sollten Mutter oder Vater klar machen: "Pornos anschauen ist für Minderjährige verboten – und das aus gutem Grund."

[Update: Nach Paragraph 184 des Strafgesetzbuchs ist es in Deutschland verboten, Minderjährigen pornografische Schriften anzubieten, zu überlassen oder zugänglich zu machen. Eine Strafausnahme gilt nur für den Fall, dass "Personensorgeberechtigte" – das sind meistens die Eltern – selbst diese Inhalte zugänglich machen.] (anw)