Openleaks fordert verantwortungsvolles Handeln von Wikileaks

Der ehemalige Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg verlangt vom Kopf der Whistleblower-Plattform, dass er übermitteltes Material sicher aufbewahren kann und damit sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht.

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Von
  • Detlef Borchers

In wenigen Tagen erscheint das Buch des ehemaligen Wikileaks-Sprechers Daniel Domscheit-Berg. Auf der Website Cryptome wurden daraus vorab brisante Passagen der englischsprachigen Ausgabe veröffentlicht: Openleaks ist demnach in Besitz der Leaks-Dateien, die über die Einreichungsplattform an Wikileaks geschickt wurden. Sie sollen erst dann wieder freigegeben werden, wenn Wikileaks nachweisen kann, dass die Sicherheit der Whistleblower gewährleistet ist.

Domscheit-Berg erklärte dazu in einem Kommentar im Weblog Netzpolitik, Cryptome gebe die Passagen nicht korrekt wieder. Openleaks warte darauf, dass Julian Assange die Sicherheit wiederherstellt, damit ihm das Material zurückgegeben werden könne, das auf der Submission-Plattform lag. "Es wird derzeit sicher verwahrt. Wir haben an dem Material kein Interesse, auch für Openleaks werden wir es nicht verwenden." Assange müsse nachweisen, dass er das Material sicher aufbewahren kann und damit sorgfältig und verantwortungsvoll umgeht.

Dieser Sachverhalt sei "aus Angst vor der öffentlichen Debatte", die Openleaks verlieren könne, bis zum Erscheinen des Buches nicht öffentlich gemacht worden, erläuterte Domscheit-Berg. Der Kopf des Openleaks-Projektes erwähnt auch, dass Jonny Eisenberg als deutscher Rechtsanwalt Assanges mit einem Brief vorstellig geworden ist, in dem er die von Openleaks verwahrten Dokumente einfordert.

Offen bleibt indes, wer vor der Übergabe der Wikileaks-Dokumente eigentlich prüft, ob Wikileaks wieder eine sichere Software-Plattform betreibt, die Whistleblowern ausreichenden Schutz gewährt. Eine Prüfung durch Openleaks alleine, insbesondere durch den "Architekten", dürfte selbst ein intransparentes Verfahren sein, wie es Openleaks bekämpfen will. Hinter dem Pseudonym "Architekt" verbirgt sich der ehemalige Chefprogrammierer von Wikileaks, der zusammen mit Domscheit-Berg nun an der Openleaks-Software arbeitet. Möglicherweise werden Experten vom Chaos Computer Club mit der Prüfung betraut. Sowohl Domscheit-Berg als auch Assange haben sich einige Zeit im Umfeld des Clubs aufgehalten und könnten diese Expertise akzeptieren.

[Update: Unterdessen hat Assange offenbar bereits einen deutschen Anwalt eingeschaltet. Spiegel Online hat ein Schreiben des Rechtsanwalts Johannes Eisenberg veröffentlicht. In ihm ist von einem "Diebstahl" an den Datenbeständen von Wikileaks die Rede, den Domscheit-Berg (DB) begangen haben soll. So schreibt der Anwalt: "Wikileaks ist 'berechtigt', diese Materialien zu verwahren. Keiner der Quellen wollte diese DB übermitteln." Wie der Eigentumsanspruch an Dateien aussehen kann, die schon in den Händen der Whistleblower illegales Datenmaterial waren, dürfte Juristen im Falle eines Prozesses vor hohe Ansprüche stellen.] (anw)