Meego-Projekt scheint Netbook-Oberfläche fallen zu lassen

Viele Indizien deuten darauf hin, dass Meego die auf Netbooks ausgerichtete Bedienoberfläche nicht weiterentwickeln will, die Intel auf dem Moblin-Projekt mitgebracht hat.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Viele Indizien deuten darauf hin, dass das Meego-Projekt die Weiterentwicklung der auf Netbooks abgestimmten Meego-Bedienoberfläche "Netbook User Experience (UX)" einstellt. Hauptstütze dafür ist ein Blog-Eintrag von Andrew Wafaa, der eine Smeegol genannte Variante von Opensuse erstellt hat, welche die ursprünglich für Intels Moblin entwickelte Bedienoberfläche einsetzt.

Laut Wafaa stoppe Meego die Weiterentwicklung von Netbook UX und will nur noch schwerwiegende Probleme beheben; offiziell angekündigt werden soll das aber nicht. Einer der Gründe für die Überführung in den Wartungsmodus sei die schwindende Bedeutung von Netbooks. Als Quelle führt er zum Einen die Release-Engineering-Pläne für Meego 1.2 auf, in denen sich keine Angaben zu geplanten Verbesserungen für das Netbook UX finden – bei der Fehleraufstellung gibt es aber sehr wohl einen Eintrag für das Netbook UX. Zum Anderen habe er auf der kürzlich in Brüssel stattgefundenen Fosdem mit zahlreichen Meego-Entwickler geredet, die alle bestätigt hätten, dass das Netbook UX in einem "Maintanence Mode" versetzt würde.

Netbook UX von Meego 1.2.

Auf Nachfrage bestätigte ein Fedora-Entwickler gegenüber heise online, von anderen Meego-Entwickler ähnliches gehört zu haben. Eine weitere, wenn auch indirekte Bestätigung liefern die Entwicklerdepots der Komponenten des Netbook UX, denn seit der Freigabe von MeeGo 1.1 im vergangenen Herbst gab es erheblich weniger Änderungen am Code als in den Monaten zuvor.

Einer der Hauptgründe für die Einstellung des Netbook UX dürften der Unterbau des Bedienoberfläche sein, denn dort kommen Clutter und einige andere aus der GTK- und GNOME-Welt bekannten Komponenten zum Einsatz. Bei Meego ist jedoch das auch von KDE genutzte und von Nokia vorangetriebenen Qt das grafische Toolkit der der Wahl; schon bei der Meego Conference im vergangenen November hieß es daher, man müsse noch sehen, wie man die zwei Welten langfristig zusammenführe.

Andrew Wafaa will seine Arbeit an Smeegol einstellen und zeigt sich in dem Blog-Post sehr enttäuscht; die Depots für das erste und damit wohl einzige je fertig gestellte Smeegol sollen aber verfügbar bleiben. Unklar ist noch, was die Einstellung für Novell bedeutet, denn das Unternehmen hatte im vergangen Juni angekündigt, innerhalb von 12 Monaten eine "vollständig unterstütztes Betriebssystem für Netbooks" fertigzustellen, das Suse MeeGo heißen und das Netbook UX von Meego einsetzen sollte. Das Unternehmen und jeder andere könnte die Entwicklung der Netbook UX aber selbstständig vorantreiben, da alle Komponenten unter Open-Source-Lizenzen stehen.

Mit dem Netbook UX lässt das Meego-Projekt die einzig bislang vorzeigbare Oberfläche fallen, denn das für Smartphones gedachte und auf Qt fußende Handset UX ist beim aktuellen Meego 1.1 noch unfertig, soll aber eine der Neuerungen beim für April geplanten Meego 1.2 werden. Unklar bleibt, mit welcher Oberfläche die noch für dieses Jahr vage angekündigten Meego-Tablets laufen sollen. (thl)