Regulierung rückwärts

Den Mietpreis für die Telefonanschlußleitung hatte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post noch zu Jahresanfang vorläufig auf 20,65 Mark festgelegt.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Den Mietpreis für die Telefonanschlußleitung hatte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post noch zu Jahresanfang vorläufig auf 20,65 Mark festgelegt. Gestern verlautete gerüchteweise, daß die Telekom-Wettbewerber für den Kundenzugang über Telekom-Leitungen künftig mehr zahlen müssten -- von 24,80 Mark war die Rede. Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse. Auf Nachfrage der c't meldete der Regulierer, den Beschluß erst am Montag verkünden zu wollen.

Doch nun hat die Telekom ihren umstrittenen Antrag zurückgenommen und will ihn neu formulieren, so Harald Dörr, Sprecher der Regulierungsbehörde. Es wird erwartet, daß sich die Parteien danach näherkommen.

Die Entwicklung verwundert. Während die Telekom nicht müde wurde zu behaupten, daß der gegenwärtige Preis von 21,39 plus Mehrwertsteuer nicht kostendeckend sei, und eine Monatsmiete von 47,26 Mark forderte, übten andere Druck in die Gegenrichtung aus. In der Tat muß sich der rosa Riese vorhalten lassen, auf Basis des Wiederbeschaffungswerts kalkuliert zu haben, statt den Abschreibungswert der Leitungen zugrunde zu legen. Entsprechend konnte sich beispielsweise das Kartellamt sogar eine Senkung der Miete bis hin zu 10 Mark vorstellen.

Glaubt man den Gerüchten, soll das Pendel nun jedoch zumindest ein bißchen zugunsten der Telekom ausschlagen. Das hätte nicht nur Folgen für die Kunden der Telekom-Konkurrenten, die damit eine höhere Grundgebühr zahlen müssten. Fachleute rechnen damit, daß auch die Telekom die Grundgebühr auf den gleichen Betrag anheben wird, um wie vom Kartellamt gefordert, die Benachteiligung des Wettberwerbs aufzuheben.

Das dürfte die Enttäuschung der Telekom-Konkurrenten aber nur mäßig mildern. Bei der Deutung des Trendwechsels gehen die Meinungen auseinander. Es geht das Gerücht, daß die neuen Telefongesellschaften die Preissteigerung insbesondere Finanzminister Lafontaine zu verdanken haben. Die Bundesregierung hält die Aktienmehrheit an der Telekom und hat demzufolge Interesse am Wohlergehen des Kommunikationsriesen. Experten meinen hingegen, daß der Regulierer auf diese Weise den Bau neuer Anschlußleitungen und die Entwicklung neuer Anschlußtechniken anregen will. Christiane Schulzki-Haddouti (dz)