What the Hack: Frei wie Freibier

Zu den Höhepunkten des zweiten Tages der Hacker-Konferenz zählten Themen wie anonyme Kommunikation, Analyse von Hash-Funktionen, Quantenkryptographie, staatliche Überwachung in den Niederlanden und der Unterschied zwischen Hackern und Crackern.

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Von
  • Detlef Borchers

Auch am zweiten Tag blieb What the Hack, das Outdoor-Camp der Hackerszene, nicht von der allabendlichen brabantischen Regenattacke verschont, die Teile des Campinggeländes in eine Seenlandschaft verwandelten -- ein Gruß der Polderwirtschaft an die Hacker. Zum Ausgleich dafür hatten alle Teilnehmer tagsüber gute Konferenzkost genossen und wurden abends auch noch beschenkt: Zum Angedenken an den Todestag von Wau Holland gab es im Wauland-Areal dunkles Freibier. Nachgerade tumultartige Szenen spielten sich später am Abend ab, als 1000 Menschen im Hauptzelt versuchten, eines der 400 gedruckten Exemplare von Phrack zu ergattern -- das Hacker-Magazin stellt damit sein Erscheinen vorläufig ein.

Wie viele Teilnehmer das Spektakel hat, wollten die Veranstalter noch nicht bekannt geben. Über das Wochenende wird neuer Zulauf erwartet. Statt der 150 Euro kostet der Eintritt am heutigen Samstag 100 Euro, am Sonntag wird auf 50 Euro reduziert.

Zu den Höhepunkten des zweiten Tages zählten vor allem die Themen, die zu den Standards solcher Konferenzen gehören: anonyme Kommunikation, Analyse von Hash-Funktionen, Quantenkryptographie, staatliche Überwachung in den Niederlanden und Diskussionen über den Unterschied von Hackern und Crackern. Selbst scheinbar provokante bekannte Themen wurden freundlich diskutiert. Andreas Bogk lieferte etwa ein Plädoyer für die Systementwicklung mit Dylan ab, das C und C++ sowie Unix ablösen und damit ein neues Maß an (System-) Sicherheit setzen soll. Linux als Alternative ließ Bogk nicht gelten: "Der Pinguin ist gut für den Sandkasten, da kann er spielen und nichts kaputt machen." Die Spannbreite der Themen reichte vom Hacken für die Verbesserung des Lebens behinderter Menschen (Arun Mehta) bis zum Hacken des eigenen Körpers, dem Einbau von Chips und Sensoren in die Biomasse Mensch (Kevin Warwick). Über das Konferenz-Wiki soll das Gros der Vorträge ab dem heutigen Samstag online verfügbar sein.

Einen eher ungewöhnlichen Aspekt beleuchtete der Althacker John Gilmore zu später Stunde. Er setzte sich mit der Medizinpolitik der USA auseinander, wo überlegt wird, Psychopharmaka wie LSD zu terapeuthischen Zwecken zu legalisieren. Im Verein mit der Diskussion um den medizinischen Nutzen von Haschisch entsteht nach Gilmore ein Diskurs, der vor allem deutlich mache, welche Desinformation die US-Regierung bei ihrem "Krieg gegen die Drogen" betreibe. Mit der erwarteten Legalisierung als Medizin hofft Gilmore, dass mit den frei gegebenen Substanzen auch beim Programmieren experimentiert werden kann. In dieser Hinsicht setzte der Referent einen Gegenpol zum jüngst erschienenen Buch von John Markoff, der den Ursprung des PC in der Drogenkultur der Hippie-Ära als abgeschlossene Episode sieht.

Abseits der Vorträge sorgte die Ankündigung eines angeblichen Seminars der Polizei zum "legalen Datenabhören" für Belustigung bei den Teilnehmern, die prompt zur Schulung bei den Polizeicontainern erschienen. Die Ankündigung spielte auf eine Forderung der niederländischen Journalistenverbände an, die das Mithören des Behördenfunks im neuen, TETRA-basierenden Digitalfunk C2000 zum Thema hat. Im alten analogen System war das Abhören zu journalistischen Zwecken ausdrücklich erlaubt. Über diese Variante der staatlichen Informationspflicht wird in den Niederlanden diskutiert, seitdem ein Journalist dabei ertappt wurde, mit einem gekauften Tetra-Handy den Polizeifunk abzuhören. Neben dem Journalisten ist auch der Polizist angeklagt, der das digitale Funkgerät verkauft hatte.

Zur Konferenz What the Hack siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)