SCO vs. Linux: Novell schießt zurück

Eine neue Wendung im Streit um angeblich geklauten Unix-Code in Linux: SCO habe keineswegs das Copyright an Unix, betont Novell; alle Anfragen diesbezüglich und die Aufforderung, gemeinsam ein Linux-Lizenzierungsprogramm zu starten, habe Novell abgelehnt.

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Von
  • Jürgen Kuri

In der Auseinandersetzung um angeblich unrechtmäßig in Linux genutzten Code aus Unix System V und die Urheberrechte an Unix zwischen SCO auf der einen und IBM, Novell und der Linux-Community auf der anderen Seite schießt Novell nun zurück. In einer Gegenklage wirft Novell SCO vor, zwei Mal einen Vertrag über den Verkauf von UnixWare gebrochen zu haben. Außerdem wirft Novell SCO Verleumdung und üble Nachrede vor, da die Firma die Urheberrechte an Unix unrechtmäßig beanspruche. Die gleichen Vorwürfe hatte SCO gegen Novell in einer Klage im vergangenen Jahr erhoben; diese Vorwürfe weist Novell nun in der eigenen Klageschrift, die Groklaw veröffentlicht hat, zurück.

Laut Novell sei SCO nach der Übernahme des Chefpostens durch Darl McBride an Novell herangetreten und wollte die Firma bewegen, sich an einem Linux-Lizenzierungsprogramm zu beteiligen -- ein Programm, das SCO dann kurz nach der Klage gegen IBM auf Grund der behaupteten Code-Übernahme aus Unix System V im Linux-Kernel aufgelegt hat. SCO habe zudem mehrfach angefragt, ob man nicht das Unix-Copyright haben könne. Dabei sei auch eine Ergänzung des Vertrags zur Sprache gekommen, mit dem SCO seine Urheberrechte an Unix begründet. Novell hatte UnixWare, den Inhaber der AT&T-Rechte an Unix, an die damalige SCO verkauft -- deren Unix-Bereiche wiederum wurden später vom Linux-Distributor Caldera aufgekauft, der danach zur heutigen SCO Group umfirmierte. Novell behielt aber nach eigener Ansicht das Copyright, während SCO mit einem angeblichen Zusatz zum Kaufvertrag argumentiert, der die Rechte an SCO übertragen habe. Novell erklärte nun, die mehrmaligen Anfragen, den Kaufvertrag zu ergänzen, seien immer abgelehnt worden. Sollte Novell Recht haben und SCO tatsächlich zu keiner Zeit im Besitz des Urheberrechts gewesen sein, wären alle Forderungen von SCO gegen IBM oder Linux-Firmen natürlich so gut wie hinfällig.

SCO habe den Kaufvertrag zudem mehrfach gebrochen, betont Novell. Da der Vertrag und seine Zusätze nicht das Copyright übertragen hätten, habe man mehrfach nach Informationen bezüglich der Lizenzierung von Unix oder Teilen davon an andere Firmen gefragt, diese aber nie erhalten. Speziell die Lizenzvereinbarungen von SCO mit Microsoft und Sun seien hierbei von Interesse; SCO solle über diese Lizenzvereinbarungen nun Details berichten und die Verträge dem Gericht vorlegen. Außerdem habe SCO nicht den Vertragsvereinbarungen entsprochen, die Novell 95 Prozent aller Einnahmen zusprächen, die SCO aus der Lizenzierung von Unix System V erziele. Dazu gehörten auch die Einnahmen aus den Lizenzvereinbarungen mit Sun und Microsoft -- zu diesen Deals hätte SCO aber eigentlich gar kein Recht gehabt, interpretiert Novell den Vertrag über den Verkauf von UnixWare.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't): (jk)