Klage gegen Sony wegen Linux-Aussperrung von der PS3 weitgehend abgewiesen

Ein US-Gericht hat die Sammelklage wegen der Entfernung des "Other OS" von der PS3 zwar in weiten Teilen abgewiesen, den Klägern aber das Recht auf Berufung eingeräumt, weil Sony möglicherweise gegen den Computer Fraud and Abuse Act verstoßen hat.

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Das US-Bundesbezirksgericht von Nord-Kalifornien hat eine Sammelklage wegen der Entfernung des "Other OS" (Linux-System) von der Playstation 3 in weiten Teilen abgewiesen. Wie der Dienst Groklaw meldet, folgte der Richter der Argumentation von Sonys Anwälten, nach der beworbene Hardware-Funktionen der Konsole nur innerhalb einer Garantiefrist von einem Jahr unterstützt werden müssten. Die Software-Funktionen und Dienstleistungen des Playstation Network nimmt Sony explizit von dieser Garantiefrist heraus und erlaube sich, deren Funktionen jederzeit abzuändern. Der Anwender erwerbe lediglich ein Nutzungsrecht an der Software. Die in der Klage erhobenen Vorwürfe, Sony Computer Entertainment America habe gegen den Consumer Legal Remedies Act und den Civil Code §1770 verstoßen, wurden somit abgewiesen.

Allerdings könnte Sony mit der Entfernung des Other OS gegen den Computer Fraud and Abuse Act (CFAA) verstoßen haben, der unbefugte Eingriffe in Computersysteme unter Strafe stellt. Sonys Anwälte argumentieren, dass niemand gezwungen gewesen sei, die Firmware 3.21 einzuspielen. Die Kläger verneinen dies. Anwender seien durch das Update vor die Wahl gestellt worden, entweder auf das "Other OS" oder die PSN-Dienste zu verzichten, die für einen Großteil der Konsolenfunktionen wie Chat, Online-Partien, den Zugriff auf Patches und Zusatzfunktionen notwendig seien. Die Kläger haben nun 20 Tage Zeit, eine erneute Klage einzureichen.

Der ebenfalls wegen Verstoßes gegen den CFAA von Sony angeklagte George Hotz hat derweil um weitere Spenden gebeten, um sich bessere Anwälte leisten zu können. Bislang beschäftige er zwei Anwälte, deren Honorar sich mittlerweile auf 10.000 US-Dollar beläuft. Diese Summe sei von einer ersten Spendenrunde bereits abgedeckt worden. Hotz will noch drei weitere Anwälte beauftragen, um mit Sonys Klägerstab gleichziehen zu können.

Derweil rüsten sich Hacker mit neuen Werkzeugen aus, um ihre Verbannung aus dem Playstation Network aufzuheben. So kursiere im Web eine PC-Software namens Charles, die als Proxy-Server zwischen Konsole und Playstation Network geschaltet wird und es dem Anwender ermöglicht, die übertragenen Identifikationsnummern des PSN-Accounts und der Konsolen-Hardware auszutauschen. [Update:] Die Manipulation ist jedoch nur mit einer modifizierten Konsolen-Firmware möglich, die die Verschlüsselung der übertragenen Daten aushebelt. Offensichtlich werden diese Informationen unverschlüsselt zum PSN übertragen. [/Update] So könnten sich bereits verbannte Hacker wieder in das PSN einloggen und unter falscher Identität weitere Verstöße begehen, die womöglich zum Ausschluss unschuldiger Spieler führen. Der Einsatz solcher Proxy-Programme und modifizierten Firmware-Versionen ist auch deshalb heikel, weil nicht auszuschließen ist, dass sie Konto- und Kreditkartennummern bei Käufen und Transaktionen im Playstation Store ausspionieren und an Dritte weiterleiten. Um derlei Missbräuche zu verhindern, wäre Sony Computer Entertainment gut beraten, den Datenverkehr der PS3-Konsolen mit dem PSN künftig besser zu sichern. (hag)