SAP will Schadenersatz für Oracle-Datenklau drücken

Der deutsche Software-Konzern gibt sich im Industriespionage-Prozess gegen Oracle in den USA noch nicht geschlagen und hat bei Gericht beantragt, die verhängte Milliarden-Strafe deutlich zu kürzen.

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Von
  • dpa

Der deutsche Software-Konzern SAP versucht, den Schadenersatz für den Klau von Daten beim US-Rivalen Oracle herunterzuhandeln. Die Walldorfer forderten das Gericht im kalifornischen Oakland am späten Mittwoch (Ortszeit) auf, die verhängten 1,3 Milliarden US-Dollar auf maximal 408,7 Millionen US-Dollar zu kürzen. Alternativ strebt SAP ein komplett neues Verfahren an.

Die Höhe des Schadenersatzes beruhe auf reiner Spekulation, begründet (PDF-Datei) SAP seine Eingabe, und spricht von einem Fehlurteil. Das Gericht wird sich am 13. Juli erneut mit dem Fall befassen, der die ganze Branche in Atem gehalten hatte. Auch der Computerbauer Hewlett-Packard war in das Verfahren hineingezogen worden. Dort steht mittlerweile der ehemalige SAP-Chef Léo Apotheker an der Spitze.

SAP hatte bereits angekündigt, gegen das Urteil vorzugehen. Doch komplett siegessicher ist sich SAP nicht: Europas größter Software-Konzern hat seine Rückstellungen für die juristische Auseinandersetzung massiv auf über eine Milliarde Euro hochgefahren.

Der Anlass des Streits liegt schon Jahre zurück: SAP war mit der Übernahme der Software-Wartungsfirma TomorrowNow 2005 in den Schlamassel geraten. Mitarbeiter von TomorrowNow hatten im großem Stil unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. Oracle klagte 2007 mit dem Vorwurf des Datendiebstahls und bekam Ende November vor einem Geschworenengericht Recht.

SAP hatte die Verfehlungen im Kern eingeräumt und sich dafür entschuldigt. Die Schadensumme beziffern die Walldorfer in ihrer jüngsten Eingabe aber auf lediglich 28 Millionen Dollar. Das Urteil ist noch nicht endgültig. Wenn sich SAP entscheidet, in die Revision zu gehen, wird das Verfahren vor einem anderen Gericht neu aufgerollt.

SAP ist der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit steuern Firmen ihre Geschäftsprozesse, etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle-Chef Larry Ellison gab in den vergangenen Jahren dutzende Milliarden Dollar für Zukäufe aus, um aufzuholen. Oracle ist die Nummer eins bei Datenbanken. (vbr)