Deutsche Bestseller im US-Kindle-Store

Langsam trudeln deutschsprachige Bestseller von großen Verlagen wie Heyne oder Goldmann im Kindle Store ein – aufgrund der Buchpreisbindung aber nur in den USA. Die deutsche Version von Kindle und Kindle-Shop ist derweil immer noch nicht fertig.

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Von
  • Achim Barczok

Bisher waren in Amazons digitalem Buchladen Kindle Store nur gemeinfreie Klassiker oder die Bücher kleinerer Verlage auf Deutsch verfügbar, nun kommen zunehmend deutschsprachige Bestseller dazu: Der Publishing-Dienstleister Arvato Systems liefert E-Books über sein Distributionssystem BIC Media ab sofort auch an die Kindle-Plattform aus. Laut der Branchen-Zeitschrift buchreport soll Arvato dort bereits eine vierstellige Zahl an deutschsprachigen E-Books aus verschiedener Verlage veröffentlicht haben.

Der Bestseller-Roman Verdammnis von Stieg Larsson ist im Kindle-Store erhältlich, in Europa darf man ihn aber nicht herunterladen

Tatsächlich findet man aktuell beispielsweise etwa 400 Werke des Heyne-Verlags, über 500 von Goldmann und knapp 80 des C.-Bertelsmann-Verlags – alle gehören zur Verlagsgruppe Random House und damit wie Arvato Systems zu Bertelsmann. Die deutschen Bestseller sind jedoch in Deutschland nicht im Store erhältlich – weder auf dem E-Book-Lesegerät Kindle, noch in der Kindle-App für iPhone, Android und Co. "Das ist eine Angelegenheit der Buchpreisbindung", erklärt Jürgen Lewek von Arvato Systems gegenüber heise online. Amazon würde ansonsten in Konflikt mit dem deutschen Buchpreisbindungsgesetz geraten.

Laut dem Branchenverband Börsenverein des deutschen Buchhandels gilt die Buchpreisbindung in Deutschland auch für E-Books; danach muss die E-Book-Version eines Werks zwar nicht so viel wie die gedruckte Ausgabe kosten, aber auf allen digitalen Plattformen gleich teuer sein – das ist im US-amerikanischen Kindle Store allein schon aufgrund der Umrechnung von Dollar in Euro schwierig. "Deshalb brauchen wie eine deutsche Version des Kindle Stores", meint Lewek.

Die soll Gerüchten zufolge auch noch in diesem Jahr kommen. Laut buchreport haben Random House und weitere größere Verlage entsprechende Verträge mit Amazon unterzeichnet, und der Online-Händler soll derzeit einen PR-Experten für das Kindle-Programm in Deutschland suchen. Die Verhandlungen sollen dem buchreport zufolge insbesondere bezüglich der Buchpreisbindung schwierig verlaufen sein.

Die Konkurrenz hat den Kindle deshalb in Deutschland abgehängt: Libri.de, Thalia und andere Buchhändler bieten tausende deutschsprachiger Werke als E-Book im Format Epub zum Verkauf an. Das wird vom iPad, vielen Smartphones, dem Sony Reader, dem Thalia Oyo und den meisten anderen E-Book-Readern unterstützt – nicht aber von Amazon.

Kindle-Benutzer in Deutschland müssen deshalb auf englische Werke zurückgreifen oder auf die wenigen deutschsprachigen Klassiker und Nischen-Romane. Die findet man im Kindle Store über den Suchbegriff "German Edition": derzeit sind es etwas mehr als 6000. (acb)