Nutzwerk vs. FFII: Website des Fördervereins unter Beschuss

Die Leipziger Firma, die unter anderem Web-Filtersoftware herstellt, wirft dem Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur seit langem Verleumdung vor und ging gerichtlich gegen FFII-Berichte über Nutzwerk vor.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die ursprünglichen Seiten des Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII) sind derzeit nicht im Internet zu erreichen -- was zu Spekulationen über ein Abschalten der FFII-Webseiten auf Grund von Verfügungen durch die Leipziger Firma Nutzwerk führte. Nach Aussagen eines FFII-Mitglieds am heutigen Dienstagmorgen hatte der bislang zuständige Registrar ein Schreiben von Nutzwerk mit Verweis auf gerichtliche Verfügungen gegen den FFII erhalten, daraufhin wurde der Eintrag für ffii.org offensichtlich aus der Root-Zone des DNS entfernt. Derzeit wird ffii.org im DNS nicht mehr aufgelöst -- der Förderverein hat bereits den Umzug der Domain eingeleitet; die Einstiegsseite ist unter ffii.de erreichbar, teilweise werden aber Unterseiten nicht richtig aufgelöst.

Auf Basis von gerichtlichen Verfügungen hatte die Leizpiger Firma Nutzwerk, die unter anderem Web-Filtersoftware herstellt, bereits am Freitag versucht, die Webpräsenz des FFII abschalten zu lassen, und dies auch kurzzeitig erreicht. Seit Freitagabend waren die Seiten aber wieder erreichbar.

Nutzwerk hatte dem FFII gerichtlich unter anderem untersagen lassen, im Zusammenhang mit der Firma von "Zock und Nepp mit Softwarepatenten" zu reden. Außerdem erreichte Nutzwerk mehrere einstweilige Verfügungen gegen den FFII wegen falscher Tatsachenbehauptungen sowie Geldstrafen wegen nicht vorgenommener Änderungen an den Webseiten des FFII, die auf Grund der einstweiligen Verfügungen notwendig geworden wären. Die vom Gericht inkrimierten Äußerungen wurden auch nach Aussage des FFII sehr spät entfernt. Nutzwerk ist der Ansicht, dass unter anderem auf Grund der Geldstrafen der Verein von der Insolvenz bedroht sei. Dies wies der FFII bislang als vollständig unbegründet zurück: Berichte über eine bevorstehende Insolvenz des FFII seien an den Haaren herbeigezogen, hieß es auch am heutigen Dienstag beim FFII. Die juristischen Auseinandersetzungen kosteten jedoch Zeit und Geld, daher seien Spenden willkommen, erklärte ein FFII-Mitglied.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist eine Informationsseite des FFII (bislang unter nutzwerk.ffii.org/index.de.html zu erreichen) über eine Patentauseinandersetzung zwischen Nutzwerk und dem Konkurrenten Cobion, der Anfang 2004 vom US-Anbieter Internet Security Systems geschluckt wurde. Auf Grund der Berichterstattung über den Rechtsstreit und über die Vorwürfe, die Nutzwerk gegen den FFII erhob, ging Nutzwerk unter anderem gegen den Heise Zeitschriften Verlag vor. Der Verlag und die betroffenen Mitarbeiter haben Vorwürfe der falschen und voreingenommenen Berichterstattung entschieden zurückgewiesen und waren inzwischen bereits in zehn Gerichtsverfahren gegen Nutzwerk erfolgreich. (jk)