Europas Regulierer noch uneins über Voice-over-IP
Die European Regulators Group (ERG) hat die Verabschiedung einer "Gemeinsamen Position" zur Behandlung von Voice over IP (VoIP) noch einmal verschoben.
Die European Regulators Group (ERG) hat die Verabschiedung einer "Gemeinsamen Position" zur Behandlung von Voice over IP (VoIP) noch einmal verschoben. Der Vorsitzende der mit der Abfassung des Papiers betrauten Arbeitsgruppe, Olli Mattila vom finnischen Regulierer Ficora, sagte gegenüber heise online, es gebe noch unterschiedliche Meinungen der verschiedenen nationalen Regulierer zu grundsätzlichen Herangehensweise. "Die ERG hat allerdings klar das Ziel formuliert, alle Anstrengungen zu unternehmen, bis zur Sitzung im Februar einen Kompromiss zu finden."
Die Unterschiede zeigen sich beispielhaft in Entscheidungen der Ficora einerseits und der britischen Regulierungsbehörde Ofcom andererseits. Die Ficora hatte 2003 das Voice-over-IP-Angebot von Telia Sonera als Telefondienst für die Öffentlichkeit eingestuft. Damit legte die Behörde dem Unternehmen alle damit verbundenen Pflichten auf, darunter die Ermöglichung von Notrufen und Abhörmaßnahmen, die Sicherstellung eines ausfallfreien Betriebs und Bestimmungen zur Datenhaltung und Veröffentlichung von Rufnummern. Telia Sonera habe die Notruffunktion für Gespräche von Festnetz-VoIP-Anschlüssen realisiert, erklärte Mattila. Teilnomadische Lösungen seien dabei auch noch möglich.
Die britische Ofcom beschreitet dagegen einen radikal anderen Weg, sie stufte VoIP als elektronischen Kommunikationsdienst ein. Damit sind deutlich weniger Auflagen verbunden. Zudem entschied die Ofcom für eine liberale Lösung bei der Vergabe von Ortsrufnummern und gibt damit den auch vom deutschen Regulierer aufrecht erhaltenen geographischen Bezug der Ortsrufnummern auf. Auch deutsche VoIP-Anbieter schielen wegen der bestehenden Möglichkeiten bereits nach dem britischen Markt. Konservativer hätten es dagegen, laut Beobachter gerne auch die französischen Regulierer.
Natürlich, kommentierten Beobachter, bestehe mit der Verzögerung der Entscheidung des ERG nun das Risiko, dass sich die VoIP-Märkte in Europa weiter auseinander entwickeln. Dringend forderte kürzlich Michael Haberler von der Internetprivatstiftung Austria und deren Gründung ENUM.at, dass sich Europas Regulierer die US-Administration zum Vorbild nehmen. In den USA wurde die VoIP-Regulierung zur Bundesangelegenheit unter Ägide der FCC erklärt, nachdem einzelnen Staaten divergierende Regulierungsentscheidungen getroffen hatte.
Mattila sagte dazu, er sehe keine große Gefahr für Europa. Die 31 Regulierungsbehörden im ERG seien sich der Situation sehr wohl bewusst. Die EU-Kommission habe mit Blick auf die anstehende Entscheidung zur gemeinsamen Position die nationalen Regulierer bereits aufgefordert, keine weiteren Entscheidungen zu fällen. "Wir werden einen Kompromiss finden, mit dem für die neuen Dienste förderliche Bedingungen geschaffen werden", versichert Mattila. Allerdings sei dafür noch viel Arbeit notwendig; Detailfragen wie Nummerierung sollen zudem erst in einem zweiten Schritt geklärt werden. Wenn der Trend zu VoIP anhält, werden bis dahin noch viele neue Angebote entstehen.
Siehe zu VoIP in Deutschland auch:
(Monika Ermert) / (jk)