IT-Größen kooperieren beim E-Government

Das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme will mit Firmen wie IBM, Microsoft und Oracle die Interoperabilität ihrer Produkte und von freier Software in E-Government-Anwendungen sicherstellen.

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Unter dem Dach des Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) wollen Firmen wie IBM, Microsoft und Oracle die Interoperabilität von Anwendungen in der digitalen Verwaltung testen und sicherstellen. Gleichzeitig soll das vergrößerte "eGovernment-Labor" beim FOKUS helfen, die Modernisierung der Verwaltung zu beschleunigen. "Wir wollen den Anwendern in den Behörden die Ausrede nehmen, dass die Technologie nicht funktioniert. Sie müssen jetzt wirklich Entscheidungen treffen und Prozesse verändern", erklärte der Chef des Labors, Gerd Schürmann, am Rande der FOKUS-Konferenz eGovernment -- über technische Grenzen hinweg am heutigen Dienstag in Berlin.

Schürmann hat sich viel vorgenommen mit dem Labor. Sein Institut will damit "zum ersten Mal in Deutschland und vermutlich auch weltweit zeigen, dass die harten Konkurrenten am Markt zusammenarbeiten können". Dass die Softwaregrößen gemeinsam mit bald 20 weiteren Partnern aus der Wirtschaft wie der bremen online services, Naviga oder EDS Consulting an einen Tisch kommen, hat allerdings rein pragmatische Gründe: Für die Verwaltungen in Bund und Ländern ist Interoperabilität beim E-Government zur Gretchenfrage geworden. Viele Behörden wollen bei ihrer vertrauten IT bleiben oder kostengünstig neue Plattformen in Betrieb nehmen, sich gleichzeitig aber auch anderen Abteilungen oder Kommunen vernetzen, die ganz anders ausgerüstet sind.

Die Einrichtung des eGovernment-Labors hatte anfangs Microsoft vorangetrieben. Doch erst jetzt mit der Einbeziehung anderer Anbieter hat es Aussicht auf Erfolg. Vertreter von IBM und Microsoft betonten, dass sie das Fraunhofer-Institut als "neutral" ansähen und im Labor nun auch das Zusammenkommen von Open Source und kommerziellen Entwicklungen "live" demonstrieren wollten. IBM hatte 2002 ein eigenes E-Government-Center unweit des Bundesinnenministeriums im Berliner Regierungsviertel gegründet, bei dem die Heranführung der Verwaltung an die freie Softwarewelt im Vordergrund stand. Den "Open-Source-Gedanken" will der IT-Riese laut IBM-Marketingschef Peter Hofelich in das Labor "einbringen, aber nicht aufdrängen".

Der Technologiechef von Microsoft Deutschland, Walter Seemayer, betonte, dass "es unser Wunsch war, auch Open Source als Komponente dabei zu haben." Es sei wünschenswert, dass beispielsweise Fachverfahren und der Dokumentenaustausch über technologische Grenzen hinweg Anwendung fänden. Man wolle anhand von typischen Szenarien zeigen, dass man Microsoft-Produkte auch in einem "gemischten System" betreiben könne. Dann sollten die Anwender anhand der "wirtschaftlichen Kosten" entscheiden, auf welches Betriebssystem sie letztlich setzen wollen.

Laut Schürmann wird Open Source im Labor ferner unter dem Aspekt der Qualitätssicherung eine wichtige Rolle spielen. In diesem Zusammenhang seien auch die rund 2000 auf freier Software basierenden Projekte aus der zeitweilig mit Akzeptanzproblemen kämpfenden BerliOS-Plattform des FOKUS in das neue Lab integriert worden. (Stefan Krempl) / (ad)