Kanadische Musiker gegen Musikindustrie: Nicht in unserem Namen!

Gesetze, die Klagen gegen Fans erleichtern, seien nicht in ihrem Namen und nicht für sie gemacht worden, erklärt eine kanadische Musikerinitiative, zu der unter anderem Avril Lavigne, Sarah McLachlan oder Sloan gehören.

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Von
  • Monika Ermert

Passend zum gestrigen Welttag des geistigen Eigentums haben kanadische Musiker den Start eines von den großen Labels unabhängigen Lobbying in der Urheberrechtsdiskussion angekündigt (PDF-Datei). Der Initiative Canadian Music Creators Coalition (CMCC) gehören zahlreiche bekannte kanadische Musiker an, die bei großen Labels unter Vertrag stehen, darunter etwa Avril Lavigne, Sarah McLachlan oder Sloan.

In einer flammenden Grundsatzerklärung (PDF-Datei) haben die Musiker angekündigt, künftig für sich selbst sprechen zu wollen, da ihre Interessen von der Musikindustrie gerade nicht vertreten würden. Insbesondere machten die Musiker klar: Gesetze, die Klagen gegen Fans erleichtern, seien eben nicht in ihrem Namen und für sie gemacht worden.

"Debatten über das Urheberrecht und Kulturpolitik und deren Wirkung auf kanadische Musiker ist für eine lange Zeit von einer sehr kleinen Gruppe Special-Interest-Lobbyisten dominiert worden", heißt es in der Grundsatzerklärung. Künstler dagegen drohten in den Verteilungskämpfen zwischen Musikunternehmen, Verwertungsgesellschaften und Medienindustrie unterzugehen. Dabei werde gerne übersehen, dass Lobbyisten im Konflikt zwischen den Interessen der Musiker und der Shareholder des jeweiligen Unternehmens vor allem Letztere vertreten.

Auf mehrere Grundsätze haben die CMCC-Mitglieder sich festgelegt. "Klagen gegen unsere Fans sind kontraproduktiv und überzogen. Wir wollen unsere Fans nicht verklagen", lautet die klare Ansage gegen die Prozesskampagnen der Musikindustrie. Fans, die Musik tauschten, seien keine Piraten. Es sei schwer möglich, den Fans gleichzeitig zu sagen, "Wir sehen uns vor Gericht" und "Wir sehen uns im Herbst in der Massey Hall". Die Prozesse seien die eigentliche Bedrohung für die Künstler, nicht der Tausch von Musik. Wollten Labels gegen nicht-kommerziellen Tausch klagen, sollten sie ihre angeblichen Verluste genau belegen.

Die CMCC wettert auch gegen "digitale Schlösser", die mittles Digital Rights Management (DRM) realisiert werden, und die damit verbundene zunehmende Kontrolle des Musikhörens durch die Unternehmen. Technologien wie Sony BMGs Rootkit sorgten für einen Vertrauensverlust und Enttäuschung bei den Fans; auch dies schade letztlich den Künstlern. Statt DRM-Techniken müsse die Regierung Künstler und Verbraucher schützen und für Fairness und Flexibiltät sorgen.

Schließlich fordert die CMCC die eigene Regierung auf, bei künftigen Neuregelungen die Interessen der Künstler zu vertreten, die tatsächlich neue kanadische Musik produzierten und mehrheitlich nicht von den auf internationale Künstler konzentrierten multinationalen Labels gefördert werden. "Die kanadische Regierung muss Künstler vor denen schützen, die uns ausbeuten wollen.". Dabei könne die Regierung etwa auch durch Steuererleichterungen für Einnahmen aus künstlerischer Arbeit vorsehen.

Zu den Diskussionen um das geistige Eigentum, zu den juristischen Streitigkeiten um das Urheberrecht und zur Novellierung des deutschen Urheberrechtsgesetzes siehe den Artikel auf c't aktuell (mit Linkliste zu den wichtigsten Artikeln aus der Berichterstattung auf heise online und zu den Gesetzesentwürfen und -texten):

(Monika Ermert) / (jk)