Cebit

Qualifizierte AdHoc-Signatur für elektronischen Personalausweis

D-Trust, SAP und Hessen haben ein System für eine bei Bedarf erteilte qualifizierte Signatur für den neuen Ausweis vorgestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 109 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das Trustcenter der Bundesdruckerei (D-Trust), SAP und das Land Hessen haben auf der CeBIT eine prototypische Lösung für den neuen Personalausweis (nPA) vorgestellt, bei der Anwender bei Bedarf ("adhoc") eine qualifizierte elektronische Signatur kostenlos für einen vom Anbieter vorgegebenen Zweck laden und verwenden können. Neben dem nPA und einer speziell für diesen Einsatz angepassten Version der AusweisApp von OpenLimit benötigen Nutzer dafür nur einen Komfortleser. Die Lösung soll sich grundsätzlich für alle Bereiche eignen, in denen die Schriftformerfordernis gesetzlich vorgeschrieben ist.

Die qualifizierte Adhoc-Signatur ist eine vollwertige, nur wenige Tage oder Monate gültige qualifizierte elektronische Signatur (QES), die von einem Trustcenter an Anbieter von Internet-Diensten verkauft wird. Die Anbieter wiederum stellen die Signatur ihrem Kunden kostenlos zur Verfügung. Im eGovernment-Szenario des Landes Hessen wurde diese QES-Variante an den seit 2009 von SAP entwickelten Dokumentcontainer "Online-Antragstellung" angebunden, über den alle möglichen Antragsformulare geladen werden können. Damit sollen verschiedene Amtsgeschäfte erledigt werden können, beispielsweise für eine Unternehmensgründung.

Wenn etwa ein junger Informatiker in Hessen ein Startup gründen will, holt er sich mit seinem nPA das Gewerbeanmeldungsformular vom Webserver, füllt es aus und fordert dann eine Adhoc-Signatur an, die das Trustcenter sofort zuschickt. Mit dem Komfortlesegerät bestätigt der Antragsteller diese Signatur und schickt das damit rechtsverbindlich unterschriebene Dokument ab. "Für das eGovernement ist diese Lösung ein wichtiges Ereignis", erklärte der hessische Staatsekretär Horst Westerfeld in seiner Rolle als "Hessen-CIO" das neue Angebot "Unternehmer können medienbruchfrei über den einheitlichen Ansprechpartner Hessen ein Gewerbe anmelden."

Die vom Trustcenter geltend gemachten Kosten sollen in diesem Szenario von der Gemeinde übernommen werden, in der das Gewerbe ausgeübt und dementsprechend Gewerbesteuer gezahlt wird. Nach Ansicht von Matthias Merx, Bereichsleiter Trusted Solutions in der Bundesdruckerei, wird der Personalausweis in zwei bis drei Jahren mit der Adhoc-Signatur zu einem alltäglich nutzbaren Werkzeug für Unterschriften. Angesichts überschaubarer Nutzerzahlen im eGovernment dürften sich die Kosten für eine Signatur auf 20 Euro belaufen. Merx skizzierte andere Szenarien wie den Wechsel des Energieversorgers, bei dem ebenfalls eine rechtsverbindliche Unterschrift notwendig ist. Bei der Ausgabe von über 1000 Signaturen und mehr könnte der Preis unter 10 Euro fallen, kalkuliert Merx.

Ehe das neue System wirklich an den Start gehen kann, müssen freilich für den Personalausweis zertifizierte Komfortlesegeräte zur Verfügung stehen. Nach Auskunft von Ministerialdirigent Peter Batt, Ständiger Vertreter des IT-Direktors im Bundesinnenministerium, soll die Zertifizierung des ersten Komfortlesers durch das BSI in etwa acht Wochen fertig sein. Batt hoffte, dass durch von der Bevölkerung angenommene Angebote wie dem der Adhoc-Signatur die derzeit rund 150 Euro teuren Komfortleser sich zukünftig im Preisrahmen von 100 Euro bewegen werden. (vbr)