Die Neuerungen von Linux 2.6.38

Durch eine kleine Änderung am Prozess-Scheduler fühlen sich Systeme mit 2.6.38 manchmal erheblich flotter an; real schneller laufen manche Aufgaben durch tief greifende Änderung am VFS (Virtual File System). Aus den vielen Änderungen am Treiber-Code stechen bessere WLAN-Treiber und ausgebaute Unterstützung für aktuelle Grafikchips von AMD und Nvidia hervor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Zehn Wochen – mehr haben Linus Torvalds und seine Zuarbeiter diesmal nicht gebraucht, um die letzte Nacht freigegebene Version 2.6.38 des Linux-Kernel fertig zu stellen. Beinahe wäre der Kernel sogar noch einige Tage früher erschienen; damit zeichnet sich mehr und mehr ab, dass die Kernel-Entwickler neuerdings nur noch 65 bis 80 Tage zur Fertigstellung einer neuen Version brauchen; vor ein oder zwei Jahren waren es typischerweise zwei Wochen mehr.

Neuerungen gab es dennoch wieder zuhauf – etwa die in der Online-Welt schon viel besprochene Auto-Gruppierung von Prozessen einer Session, welche die Reaktionsfreude der Desktop-Umgebung unter bestimmten Bedingungen erheblich steigert. Die zweite herausragende Neuerung sind einige Umbauten am Virtual File System (VFS), dem Vermittler zwischen Dateisystem-Code und Userspace; Torvalds hatte schon lange auf die Integration dieser Patches gehofft und zeigte sich in zwei Mails sehr angetan von den Performance-Verbesserungen, die er bei einer einfachen Dateisystemsuche mit "find" feststellten konnte.

Einige der anderen Änderungen dürften für manche Anwender aber ebenso wichtig sein – etwa die Grafiktreiber für neue Grafikchips von AMD und Nvidia sowie die neuen oder verbesserten WLAN-Treiber für Chips von Atheros, Broadcom, Intel, Ralink und Realtek. Server-Admins hingegen dürften Techniken wie das neue SCSI-Target LIO oder Transmit Packet Steering (XPS) gefallen.

Das folgende Kernel-Log bietet einen Überblick über diese und zahlreiche weitere Neuerungen von Linux 2.6.38. Sie sind kurz- oder langfristig häufig auch für Linux-Anwender von Bedeutung, die ihre Kernel nicht selbst übersetzen: Zukünftige Linux-Distributionen werden auf Kernel 2.6.38 oder dessen Nachfolger aufsetzen und so dessen Verbesserungen zu den Anwendern tragen – das Ende April erwartete Ubuntu 11.04 und das für Mitte Mai avisierte Fedora 15 werden beide 2.6.38 einsetzen. Wie bei Kernel-Logs zu einer neuen Linux-Version üblich, wagen wir auch hier am Ende einen kurzen Ausblick auf einige der Neuerungen, die zur Aufnahme in 2.6.39 anstehen.

Mehr Infos

Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat die Kernel-Log-Mini-Serie "Was Linux 2.6.38 bringt" einen detaillierten Überblick über die Änderungen der Linux-Version 2.6.38 gegeben:

1. Grafik-Hardware

2. Dateisysteme

3. Netzwerk

4. Storage

5. Architektur und Infrastruktur

6. Weitere Treiber

Dieser Artikel zu den Neuerungen von Linux 2.6.38 fasst die wichtigsten der dort genannten Verbesserungen zusammen und gibt zusätzlich noch einen Ausblick auf 2.6.39.

Einige der Änderungen haben wir im Rahmen der Mini-Serie allerdings erheblich ausführlicher beschrieben und dort auch auf weitere Informationsquellen verwiesen; die Artikel der Mini-Serie listen außerdem noch zahlreiche nicht so bedeutende, aber keineswegs unwichtige Änderungen auf.

Am Ende jedes Artikels der Mini-Serie findet sich unter der Überschrift "Die kleinen Perlen" zudem Listen mit etlichen kleineren Neuerungen. Einige von ihnen jedoch sind für Anwender von großer Bedeutung, die bestimmte Hardware besitzen. Der Artikel zu Treibern etwa verweist auf zahlreiche Patches, die die Unterstützung der Audio-Hardware verschiedener PC-, Notebook- und Mainboard-Modelle verbessern; in den Listen zu den Änderungen im V4L/DVB-Subsystem finden sich zudem einige Produktnamen von TV-Hardware, welche die neue Version des Linux-Kernels nun ansteuern kann.