Staatsanwalt legt gegen Entlastung des Ex-Mobilcom-Chefs Beschwerde ein

Gegen die Entscheidung des Kieler Landgerichts, das Hauptverfahren gegen den unter anderem wegen Betrug beschuldigten Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid nicht zu eröffnen, hat die Staatsanwaltschaft postwendend Beschwerde eingelegt.

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  • dpa

Die Kieler Staatsanwaltschaft hat gegen die Entscheidung des Landgerichts, kein Hauptverfahren gegen den früheren Mobilcom-Chef Gerhard Schmid wegen des Vorwurfs der Untreue zu eröffnen, sofortige Beschwerde eingelegt. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag der dpa. Die Entscheidung des Kieler Landgerichts war in der vergangenen Woche gefallen. Der vorerst vom Untreue-Vorwurf entlastete Gerhard Schmid sieht in der Ablehnung der Anklage seinen bisher "größten Etappensieg" in den gerichtlichen Auseinandersetzungen. "Das war wie eine Erlösung", sagte Schmid am Donnerstag in Hamburg. Er steht in einem privaten Insolvenzverfahren.

Die Staatsanwaltschaft hatte 2003 Anklage gegen Schmid erhoben, weil er als Vorstandsvorsitzender von Mobilcom im Herbst 2001 die Firma mit einem überzogenen Motivationsprogramm für die Händler geschädigt haben soll. Das Gericht habe nun begründet, dass es unter anderem weder eine "Überdimensionierung des Aktienoptionsprogramms" noch eine erhöhte Vergütung gegeben habe, berichtete Schmid. Das Aktien-Optionsgeschäft über 70 Millionen Euro hatte damals zum Bruch mit dem damaligen Mobilcom-Partner France Telecom und zu einer schweren Unternehmenskrise geführt. "Das Programm ist nichts anderes gewesen als der Versuch, mich zu vernichten", wirft Schmid der Gegenseite vor. Er verlor sein Vorstandsamt und später sein Vermögen.

In seinem eigenen Insolvenzverfahren will Schmid von France Telecom mehr als sieben Milliarden Euro erstreiten. "Die France Telecom hat bisher die Auffassung vertreten, dass sie insbesondere auf Grund der vermeintlichen Untreuehandlung von Herrn Schmid zur KĂĽndigung der Finanzierungspflichten berechtigt gewesen sei. Dieser Auffassung ist unseres Erachtens nunmehr der Boden entzogen", sagte der Insolvenzverwalter Jan Wilhelm zur Gerichtsentscheidung.

Der frühere Firmengründer Schmid hat sich mittlerweile ein neues Betätigungsfeld gesucht: die Energiebranche. In der Schleswiger Vertriebsfirma Bonus Strom GmbH seiner Frau fungiert er als Geschäftsführer. "Strom ist wie Handys ein Sache des Direktverkaufs", meinte Schmid. Er ist überzeugt davon, dass sich die Liberalisierung des Marktes weiter durchsetzen wird. Rund 1000 Kunden habe die Firma bereits gewonnen, die einen Rabatt auf den Arbeitspreis gewährt. (dpa) / (vbr)