Solidaritätsgruppe ruft zu einem virtuellen "Sit-in" auf

Ricardo Dominguez und Stefan Wray, die beide einer Solidaritätsgruppe der Zapatistas in New York angehören, haben ein Konzept für einen "elektronischen zivilen Ungehorsam" entwickelt.

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Von
  • Florian Rötzer

Ricardo Dominguez und Stefan Wray, die beide einer Solidaritätsgruppe der Zapatistas in New York angehören, haben ein Konzept für einen "elektronischen zivilen Ungehorsam" entwickelt. Sie wollen die Protestform der Sit-ins aus der wirklichen Welt, wodurch der Zugang zu einem Ort körperlich blockiert wird, in den Cyberspace überführen und so eine globale und kollektive Aktion des virtuellen Protestes ermöglichen. Ziviler Ungehorsam ist für sie ein friedlicher, symbolischer und gewaltfreier Protest, durch den nichts zerstört werden soll. Man dringt nicht wie ein Hacker in eine Site ein, sondern blockiert lediglich für eine gewisse Zeit den Zugang. Und ähnlich wie bei Sit-ins in der wirklichen Welt, in der die Menschen mit ihren Körpern anwesend sind, wollen die beiden virtuellen Demonstranten auch nicht in der Anonymität bleiben.

Der erste große Test ist für den 10. Mai vorgesehen. Zur Vorbereitung ihrer Aktion haben sie eine neue Site mit dem Namen "Flood Net" entwickelt, mit der sich die virtuellen Sit-ins automatisieren lassen. Wer teilnehmen will, verbindet sich mit dem Flood Net, das nur zu einer angekündigten Zeit im Web funktionsfähig ist und das einen auf eine bestimmte Web-Site leitet, wobei das Programm alle paar Sekunden automatisch den Reload-Befehl ausführt und so die Internet-Site blockiert, wenn sich ausreichend viele Mitstreiter zur gleichen Zeit beteiligen.

Gestern allerdings haben, wie MSNBC berichtet, Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes inoffiziell am Montag verlauten lassen, daß tamilische Widerstandskämpfer mit dem Namen "Internet Black Tigers" im letzten Jahr durch eine gleichartige Aktion, in der sie Botschaften in Sri Lanka mit Emails bombardierten, den ersten bekannt gewordenen "cyber-terroristischen" Angriff ausgeführt hätten. Der "zivile Ungehorsam" der New Yorker wird dadurch möglicherweise in einen terroristischen Kontext gestellt.

Mehr dazu in Telepolis: Ziviler Ungehorsam im Netz und den Artikel von Stefan Wray: Die Herstellung eines WWW des elektronischen zivilen Ungehorsams. (fr)