SCO vs. Linux: Methoden, Konzepte, Verträge -- und ein Seitenzähler
In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM ist die SCO Group immmer noch auf der Suche nach Konzepten und Methoden, die IBM aus der Entwicklung von AIX und Dynix benutzt haben könnte, um sie bei Linux einzusetzen.
In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM ist die SCO Group immer noch auf der Suche nach Konzepten und Methoden, die IBM aus der Entwicklung seiner lizenzierten Unix-Varianten AIX und Dynix benutzt haben könnte, um sie in der Linux-Entwicklung direkt oder indirekt weiter zu benutzen. In diesem Punkte sind die Voruntersuchungen bislang nicht vorangekommen. Auf welchen Nebengleisen SCO arbeitet, verdeutlichen neue Dokumente aus der Vorverhandlung vom 21. April, die auf Groklaw aufgetaucht sind. So hat sich SCO beschwert, dass die von IBM auf 18 CDs ausgelieferten Dokumente keine Seitennummerierungen aufweisen und daher unbrauchbar seien. IBM ließ daraufhin von seinem Dienstleister einen Satz CDs mit einer Seitenzählung produzieren, wie sie ein Drucker beim Ausdruck der von SCO gewünschten Dokumente erstellt hätte.
Während dieses Verfahren von Höckchen auf Stöckchen wechselt, hat Novell in der Auseinandersetzung mit SCO um die Rechte an Unix und Unixware mit seiner Gegenklage einen großen Gang eingelegt. Sollte diese Klage Erfolg haben, wäre die gesamte juristische Strategie der SCO Group in Frage gestellt. Allerdings fußt Novells Gegenklage auf einem Zusatz zum Kaufvertrag aus dem Jahre 1995, dem Asset Purchase Agreement, der nach Einschätzung amerikanischer Juristen sehr vage ist. In jedem Falle sei dieser Vertrag keine Ruhmestat der damals beteiligten Juristen, sondern eher das Gegenteil, erklärte der Vertragsspezialist John Ferrell gegenüber der amerikanischen eWeek. Sein Kollege Thomas Carey geht dem Bericht zufolge noch weiter mit der Forderung, dass Gericht dürfe Novell mit einem solch zweifelhaften Vertrag nicht Glauben schenken und müsse das Verfahren einstellen.
Unterdessen jährt sich ein Artikel, der ein anderes Licht auf die Behauptungen der SCO Group wirft. Vor 10 Jahren veröffentlichte der Programmierer Eric Youngdale in der iX einen Artikel über erste Ergebnisse in der Arbeit mit dem iBCS2-Emulator: Auf der Basis von Intels "Binary Compatibility Specification 2" wurde damals für Linux eine Möglichkeit entwickelt, unter SCO Unix und Unixware laufende Programme wie WordPerfect mit einer Emulation direkt unter Linux zum Laufen zu bringen. Youngdale berichtete in dem besagten iX-Artikel von den ersten Erfahrungen und schrieb, dass die Linux-Entwickler nicht mit dem großen Interesse an dem Projekt gerechnet hätten. Mehrfach sprach Youngdale in seinem Artikel die Empfehlung aus, direkt die SCO-Entwicklungstools, die Shared Librariers und die Header-Dateien von einer SVR4-Maschine zu verwenden -- wenn die Lizenz es zulasse. Wie viele iBCS2-Projekte diese Einschränkung überlesen haben, ist unbekannt. Aus diesem Vorgehen speiste sich jedoch bei der damaligen SCO der Eindruck, mit Linux um die Früchte eigener Systementwicklung betrogen worden zu sein.
Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):
(Detlef Borchers) / (jk)