Intel kündigt mehr "Micro-Server" an, ab 2012 auch mit Atom

Intel reagiert auf die aufkeimende ARM-Konkurrenz und neuartige Anforderungen von Cloud-Dienstleistern mit Konzepten für billige, kompakte Server.

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Konkurrenz belebt das Geschäft: Nachdem Intel bisher den zahlreichen Varianten von Atom-Prozessoren typische "Server-Features" wie ECC-Schutz für den Hauptspeicher bewusst verweigerte, soll genau diese Funktion mit 2012 kommenden Server-Atoms möglich werden. Zurzeit empfiehlt Intel aber den Einsatz von besonders sparsamen "Single-Socket"-Xeons der aktuellen Baureihe 3400 oder die neuen Sandy-Bridge-Versionen Xeon E3-1260L (Quad-Core/45 Watt TDP) und E3-1220L (Dual-Core/20 Watt) für die sogenannten Micro-Server. Später im Jahr soll noch ein weiterer Spar-Prozessor für "UP"-(Uni-Processor-)Server mit bloß 15 Watt TDP und Sandy-Bridge-Innenleben kommen, vielleicht aber nicht unter der Marke Xeon, sondern als Pentium oder Celeron.

Tyan kündigt mit dem FM65-B5511 ein Micro-Server-System an, welches in einem Rack-Chassis mit vier Höheneinheiten (4 HE) 18 Einschübe mit je einem Xeon-E3-Mainboard unterbringt sowie zwei Gigabit-Ethernet-Switches und Netzteile. Jeder Single-Socket-Node dieses von Tyan "Yellow River" genannten Systems fasst bis zu 32 GByte ungepufferten ECC-Speicher, vermutlich in Form von vier 8-GByte-UDIMMs, die zurzeit wegen der dafür nötigen 4-GBit-DDR3-SDRAM-Chips aber noch sehr teuer sind. Jeweils zwei 2,5-Zoll-Platten pro Modul sind möglich. Die Server-Module sollen der vom Industriegremium SSI Forum erarbeiteten "Micro Module Server"-Spezifikation entsprechen.

Bereits im vergangenen Herbst hatte Dell unter dem Codenamen Viking den DCS5120 vorgestellt: Hier passen bis zu 12 Single-Socket-Einschübe in ein 3-HE-Chassis. Im Viking sollen allerdings noch die "alten" Xeons der Baureihe 3400 (LGA1156) zum Einsatz kommen.

Auch von Supermicro und dem Auftragsfertiger Quanta werden Micro-Server erwartet. Schon auf dem Markt ist der extrem dicht packende SM10000 mit 512 Atom-Kernen auf 10 HE von SeaMicro, jetzt auch als SM10000-64 mit dem N570. Aber auch Rack-Chassis mit mehreren Mainboards für AMD-Prozessoren sind schon lange auf dem Markt, etwa von SGI (ehemals Rackable). VIA hatte schon 2005 den Einsatz von Mini-ITX-Serverboards vorgeschlagen – damals mit zwei aufgelöteten 1-GHz-CPUs. Mehrere Hersteller haben zudem bereits extrem sparsame Server mit ARM-SoCs angekündigt, bei denen aber die Entwicklung insbesondere der Software noch am Anfang steht – ARM-CEO Warren East erwartet solche Systeme erst 2014 in nennenswerter Zahl.

Intel wiederum sieht für die Micro-Server innerhalb der kommenden vier bis fünf Jahre ein Potenzial von rund 10 Prozent des gesamten x86-Server-Marktes. Offenbar will Intel aber sicherheitshalber schon jetzt ARM etwas entgegensetzen: Zur Vorstellung der Micro-Server sprach auch Gio Coglitore, Direktor von Facebook Labs. Bisher war spekuliert worden, Google und Facebook könnten zu den ersten Schlüsselkunden gehören, die auf breiter Front ARM-Server einsetzen. Mit der Ankündigung des ECC-tauglichen Atoms für das Jahr 2012 will Intel sicherlich ARM auch bei SeaMicro den Wind aus den Segeln nehmen und betont die 64-Bit-Tauglichkeit des Atom.

Laut Coglitore setzt Facebook bisher noch keine Micro-Server produktiv ein, evaluiert solche Systeme aber für eine kommende Hardware-Generation, auf der die eigenen Cloud-Dienstleistungen laufen sollen. Für die Facebook-Server sei ein ganz bestimmtes Verhältnis aus Leistungsaufnahme, Anschaffungskosten, Ausstattung und Hauptspeichermenge pro Kern optimal, so Coglitore. Mit den billigen Micro-Servern lasse sich das kostengünstiger realisieren als etwa mit virtuellen Maschinen, die auf Blade-Servern liefen – doch dieser optimale Betriebspunkt könne bei anderen Anforderungen eben auch anders liegen. (ciw)