Europol: Schlag gegen Kindesmissbrauch

Die "Operation Rescue" richtete sich gegen ein vordergründig legales Pädophilen-Forum, in dessen Untergrund mit Missbrauchs-Bildern gehandelt worden sei, erklärte die europäische Polizeibehörde.

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Von
  • Torsten Kleinz

In einer groß angelegten Aktion gegen organisierten Kindesmissbrauch haben Polizeibehörden international 167 Verdächtige festgenommen und 230 Opfer ermittelt, wie die europäische Polizeibehörde Europol am heutigen Mittwoch in Den Haag mitteilte. Die "Operation Rescue" richtete sich gegen ein vordergründig legales Pädophilen-Forum, in dessen Untergrund mit Missbrauchs-Bildern gehandelt worden sei.

Bereits 2008 hätten die Ermittlungen gegen das vordergründig legale Pädophilen-Forum "Boylovers" begonnen, das bis zu 70.000 Mitglieder gehabt hat. Ermittler verschiedener europäischer Polizeibehörden hätten das Forum unterwandert und so ermittelt, dass hinter den Kulissen illegales Material getauscht wurde. Das Forum sei inzwischen offline, der Betreiber steht nach Presseberichten unter dem Verdacht, selbst ein Kind missbraucht zu haben.

"Ich bin stolz auf die außergewöhnliche Leistung unserer Experten, die den Polizeibehörden weltweit bei diesen bahnbrechenden Ermittlungserfolgen geholfen haben", teilte Europol-Direktot Rob Wainwright in Den Haag mit. Seine Behörde war in den vergangenen anderthalb Jahren federführend bei den Ermittlungen, bei den neben europäischen Polizeibehörden auch Ermittler aus Autralien und den USA beteiligt waren.

Die britische Organisation Child Exploitation and Online Protection Centre (CEOP) hatte 2009 den Standort der Server in den Niederlanden ermittelt und mit Ermittlungen unter den Forenmitgliedern begonnen. Im Januar 2010 hatte Europol eine Kopie des beschlagnahmten Servers erhalten und systematisch nach Spuren analysiert.

Während die öffentlich zugänglichen Teile der Seite sich auf die Diskussion sexueller Vorlieben beschränkt haben, seien unter anderem per E-Mail Bilder und Filme von Kindesmissbrauch ausgetauscht worden. Einige Täter hätten die Bilder selbst produziert. Polizeibehörden haben nach eigenen Angaben in den drei Jahre andauernden Ermittlungen die Gefährlichkeit der Tatverdächtigen eingestuft und ihre Spuren auch auf anderen Seiten verfolgt.

"Die meisten bereits Verhafteten stehen unter dem Verdacht, selbst Kinder missbraucht zu haben", erklärt Europol-Sprecher Gerald Hesztera gegenüber heise online. Insgesamt wird gegen 670 Personen ermittelt, davon wird vielen der Besitz und Vertrieb von Missbrauchsbildern vorgeworfen. "Uns war es vor allem wichtig, die Täter von den Opfern fernzuhalten und so weiteren Missbrauch zu verhindern", erklärt Hesztera. So können Polizeibehörden nur selten die Produzenten von Kinderpornografie oder die Opfer ermitteln. In einem Fall wird einem spanischen Verdächtigen vorgeworfen, mehr als hundert Kindern missbraucht zu haben. Erste Täter seien bereits verurteilt worden, erklärt Hesztera. In einigen Ländern laufen noch Ermittlungen -- ob auch gegen Deutsche ermittelt wird, geben weder Europol noch Bundeskriminalamt bekannt. (jk)