ENUM.at bietet Kommunikationsdienstleistern Carrier-ENUM

Österreich hatte beim Geschäft mit den Telefondomains schon immer die Nase vorn. Jetzt genehmigte der Regulierer auch das Anbieten von ENUM-Registrierungen für Kommunikationsdienstleister.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Österreich hatte beim Geschäft mit den Telefondomains immer schon die Nase vorn. Jetzt hat die ENUM.at mit dem Regulierer Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) vereinbart, dass sie auch ENUM-Registrierungen für Kommunikationsdienstleister anbieten darf. Mit Infrastruktur- oder Carrier-ENUM können die Anbieter Nummern ihrer Kunden in einer speziellen Subdomain der österreichischen ENUM-Zone 3.4.e164.arpa eintragen, um darüber Internettelefonate routen zu können. Wie die neue Subdomain heißen soll, soll laut eines Nachtrags (PDF-Datei) noch ausgehandelt werden.

ENUM (Telephone Number Mapping) ist ein Adressierungsprotokoll, das verschiedene Dienste wie Telefonie, E-Mail, Fax, http, et cetera miteinander verknüpft. Die auch als Telefonnummerndomains bezeichneten ENUM-Domains sind in Deutschland seit Kurzem im Wirkbetrieb, nachdem sie in Österreich schon länger genutzt werden können. Anwendern ermöglicht ENUM, ihre normalen Festnetz- und Mobilfunknummern sowie eine Reihe weiterer Rufnummern wie 0700 oder 032 als Internetdomains eintragen lassen. Die Domain im Stil von 0.0.3.2.5.3.5.1.1.5 (angehängt wird dabei in Deutschland beispielsweise immer die deutsche ENUM-Domain .9.4.e164.arpa, .9.4 entspricht dabei der umgekehrten internationalen Telefonvorwahl) erlaubt auch ein Routing von Gesprächen übers Internet, so weit ein SIP-Dienst eingerichtet ist. ENUM kann damit auch als einheitlicher Directory-Service das Auffinden und Adressieren von Personen erleichtern. In dem Directory legt man seine Kontaktdaten wie Mobil- und Festnetznummern, E-Mail-Adressen, Websites et cetera ab und kann sie selbst pflegen. Außerdem wird angegeben, wie man zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugt kontaktiert werden möchte.

Mittels Infrastruktur-ENUM sind die Provider nun nicht mehr davon abhängig, dass der einzelne Kunde selbst seine normale Rufnummer im PSTN (Public Switched Telephone Network, das herkömmliche Telefonnetz) auch als ENUM-Domain eintragen lässt. In Deutschland, wo über DeNIC-Mitglieder Telefonrufnummern unter 9.4.e164.arpa eingetragen werden können, hat der Endkunde selbst die alleinige Verfügungsgewalt. Für kostengünstiges Routing, bei dem Gespräche das IP-Netz nicht mehr verlassen, sind die als Domain eingetragenen Telefondomains allerdings von zentraler Bedeutung. Und Infrastruktur-ENUM, das nicht zuletzt mit österreichischer Unterstützung bei der Internet Architecture Task Force (IETF) standardisiert wird, könnte gerade mit dem Wechsel zu durchgängig auf IP aufsetzenden Netzen auch für klassische Telekommunikationsanbieter interessant sein. Bislang haben sich vor allem Betreiber aus dem Internetbereich für ENUM-Nummern interessiert, sagte Georg Serentschy, Geschäftsführer der österreichischen Regulierungsbehörde RTR für den Fachbereich Telekommunikation.

Bei der Standardisierung von Infrastruktur-ENUM, mit dem die ENUM-Protokoll-Suite ergänzt wird, hatte man gezielt eine Delegation unterhalb der nationalen ENUM-Zonen vorgesehen. Damit kann der jeweilige nationale Regulierer rasch eine solche neue Zone einführen. Sollten sich internationale Regierungen bei der International Telecommunication Union (ITU), die den e164-Nummernplan unter sich hat, später auf eine neue Zone einigen, würde einfach umgeleitet, sagt Michael Haberler, Chef der ENUM.at-Mutter Internetprivatstiftung Austria. ENUM.at bietet seine Dienste inzwischen auch anderen ENUM-Registries an. Kürzlich gewann die ENUM.at eine Ausschreibung für den Betrieb der irischen ENUM-Registry. (Monika Ermert) / (jk)