Nvidia stellt SLI-Chipsatz mit zwei x16-Ports für Desktop-PC-Mainboards vor [Update]

Der neue Chipsatz Nforce4 SLI X16 kommt zuerst in seiner Pentium-D-Ausführung in einem Highend-PC von Dell zum Einsatz.

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Der Chipsatz Nforce4 SLI X16 unterstützt wie sein Vorgänger Nforce4 SLI zwei Grafikkarten mit bestimmten Nvidia-Grafikprozessoren in Tandem-Konfiguration (Scalable Link Interface, SLI) und soll (ebenfalls wie sein Vorgänger) in Varianten für AMD- und Intel-Prozessoren kommen. Neu ist, dass nun viel mehr PCI-Express-Lanes bereit stehen, sodass sich zwei PCIe-Grafikkarten mit voller x16-Datentransferrate anbinden lassen.

Update: Ebenso wie der Opteron-Chipsatz Nforce Professsional, der zur Anbindung von zwei PCIe-x16-Ports zwei Chips benötigt (Nforce Professional 2200 und Nforce Professional 2050), verwendet nun auch die Athlon-64-Version des Nforce4 SLI X16 zwei Bausteine wie zuvor auch schon die Intel-Version mit eingebautem DDR2-Speichercontroller und FSB1066-Frontsidebus. Anders als bei einer "klassischen" North-/Southbridge-Kombination hängt der zweite PEG-Port am zweiten Baustein (Media and Communication Processor, MCP), der mit dem System Platform Processor (SPP) wahrscheinlich per HyperTransport verbunden ist. Genaue Angaben dazu macht Nvidia bisher nicht; um allerdings wirklich die volle PCIe-x16-Transferleistung übertragen zu können, wäre zwischen SPP und MCP ein 16x16-HyperTransport-Kanal mit 1 GHz Taktfrequenz (HT1000) nötig -- und selbst dann blieben unter PEG-Volllast für die restlichen Interfaces (GBit Ethernet, 8 SATA- und PATA-Laufwerke, ein konventioneller PCI-Bus und 10 USB-Ports) keine Reserven. Das Zwei-Chip-Design dürfte vor allem die Athlon-64-Mainboards noch etwas teurer machen und dort die Platzprobleme weiter steigern -- schon jetzt kommen nur sehr wenige Exemplare mit einer passiven Chipsatz-Kühlung aus, weil der Platz für ausreichend große Kühlkörper fehlt.

Weil Nvidia anscheinend unbedingt den PC-Weltmarktführer Dell für sich gewinnen wollte, der seit Jahren fast ausschließlich Intel-Chipsätze (und weiterhin offenbar nur Intel-Prozessoren) einsetzt, kommt zuerst die Nforce4-SLI-X16-Version für Pentium-4- und Pentium-D-Prozessoren auf den Markt, und zwar im neuesten Dell-PC für Gamer, dem XPS 600. Dieser soll in den USA ab heute zu Preisen ab etwa 3100 US-Dollar bestellbar sein und mit GeForce-7800-GTX-Grafikkarten bestückt sein. Eine öffentliche Demonstration des Gerätes planen Dell und Nvidia anlässlich der QuakeCon 2005, die am Donnerstag in Dallas/Texas beginnt.

Bis auf die große Zahl der PCIe-Lanes und -Controller unterscheiden sich Nforce4-SLI-X16-Ausführungen für AMD- und Intel-Prozessoren nicht wesentlich von ihren seit Anfang des Jahres beziehungsweise seit etwa Mai lieferbaren Vorgängern mit jeweils 20 PCIe-Lanes, die sich auf bis zu fünf Ports aufteilen lassen (16+1+1+1+1, 8+8+1+1+1). Die Intel-Ausführung besitzt laut Nvidia neun Controller mit 40 PCIe-Lanes (16+16+2+1+1+1+1+1+1, wobei x2-Slots bisher nicht offiziell spezifiziert sind), die AMD-Edition sieben Controller und 38 Lanes (zwei x1-Ports weniger). Anscheinend unterstützt beim Nforce4 SLI X16 auch die AMD-Variante die RAID-5-Konfiguration, die sich im Test beim Nforce4 SLI allerdings als krötenlahm erwies (Schreibrate unter 10 MByte/s). Beim Nforce4 SLI war die RAID-5-Funktion nur bei der Intel-Version zu haben, wo Nvidia mit den Intel-Southbridges mit MatrixRAID beziehungsweise der (ebenfalls langsamen) RAID-5-Fähigkeit des ICH7R konkurrieren muss.

Ob und in welchen praktischen Anwendungen die höhere Datentransferrate der beiden PEG-Ports wesentliche Vorteile im Vergleich zu bisherigen SLI-Chipsätzen bringt, ist fraglich. Sicherlich werden jedoch Benchmarks gezeigt werden, die solche Vorzüge demonstrieren. Bereits eine PCIe-x8-Verbindung erreicht jedoch ein theoretisches Maximum der Vollduplex-Datentransferleistung von 2 GByte/s pro Richtung, was der Leistung des (nur habduplex-tauglichen) AGP-8X entspricht. Abgesehen vom aktuellen technischen Sinn der höheren Datentransferleistung ist die höhere Zahl der PCIe-x1-Ports attraktiv, auch wenn noch immer nur eine eingeschränkte Auswahl an PCIe-Hostadaptern zur Verfügung steht (beispielsweise fehlen FireWire-800- oder Audio-Chips).

Etwas verwunderlich ist, das Nvidia immer noch eine AC-97-Audio-Schnittstelle einbaut, obwohl mit HD Audio eine 64-Bit-taugliche und auch sonst leistungsfähigere Alternative bereitsteht.

Interessanter als die technischen Vorteile des neuen Chipsatzes erscheint die Tatsache, dass Nvidia sich beim wichtigsten PC-Hersteller Dell nicht nur als attraktive Intel-Alternative durchsetzen konnte, sondern offenbar auch ATI ausgestochen hat. Der Nvidia-Konkurrent hat mit seiner Crossfire-Technik ein Verfahren im Angebot, das ähnlich wie SLI die Grafikleistung dramatisch steigern können soll. Auch Intel will den i955X-Chipsatz mit einem Zusatz-Chip für zwei PCIe-x16-Grafikkarten fit machen. Die "echte" SLI-Funktion funktioniert allerdings normalerweise nur mit Nvidia-Grafikkarten und -Chipsätzen, weil zumindest aktuelle Nvidia-Treiber das nur auf Mainboards mit diesen Chipsätzen freischalten. (ciw)