10 Jahre Mac OS X: Eine Erfolgsgeschichte von Apple

Vor zehn Jahren, am 24. März 2001, kam das runderneuerte Macintosh-OS in der finalen Version 10.0 auf den Markt. Apple gelang es, von einem Dino-Betriebssystem auf ein modernes und stabiles Unix umzusatteln – und zwischendurch auch noch zwei Mal die Architektur zu wechseln, von PowerPC auf Intel und von 32 auf 64 Bit. Mac & i blickt zurück.

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Vor 15 Jahren sah es gar nicht so aus, als ob Apple die Wende schaffen würde. Aus heutiger Sicht kann man sich kaum noch vorstellen, in welch desolatem Zustand sich das Unternehmen 1996 befand. Elf Jahre, nachdem Mitbegründer Steve Jobs aus dem Unternehmen gedrängt wurde, stand Apple kurz vor dem Konkurs. Zwar hatte es sich der Konzern in der ersten Hälfte der 90er Jahre in einer profitablen Nische im Bereich der Druckproduktion, im grafischen Gewerbe sowie bei den Werbe- und Kreativagenturen gemütlich gemacht. Doch der breite Boom der jungen PC-Branche, von dem vor allem Microsoft und Intel profitierten, ging an Apple fast vollständig vorbei.

Im August 1995 machten sich die Apple-Manager noch über die technischen Unzulänglichkeiten des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 95 lustig. Ironisch begrüßten sie den Konkurrenten mit "CONGRATS.W95" im Stil eines DOS-Dateinamens. Doch das Microsoft-System eroberte trotz aller Unzulänglichkeiten in kürzester Zeit den Markt im Sturm und drückte den Anteil der Macs auf unter drei Prozent. Gegen Microsoft und seine mächtigen Partner wie Intel und Dell stand Apple mit dem Rücken zur Wand.

Mac OS X: Die Vorgeschichte (10 Bilder)

Mac OS 9 kam im Oktober 1999 auf den Markt und war die letzte Version des alten Apple-Betriebssystems. Fast 20 Jahre nach der Vorstellung des ersten Macintosh entsprach es nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Betriebssystem. Es beherrschte beispielsweise nur das veraltete kooperative Multitasking, bei dem nicht das OS zentral die Ressourcen verteilt. Wenn sich die Programme selbst um die notwendige Rechenleistung kümmern, kommen sie sich häufig in die Quere. Das Mac OS verfügte damals auch nicht über eine geschützte Speicherverwaltung, sodass sich Anwendungen immer wieder gegenseitig zum Absturz brachten. Außerdem fehlte eine echte Multiuser-Verwaltung; das klassische Mac OS täuschte diese nur durch unterschiedlich gestaltete Desktop-Umgebungen vor.

Bei Apple liefen aber nicht nur die Geschäfte schlecht. Unter John Sculley und seinem Nachfolger Michael Spindler hatte der einstige Pionier die technologische Führungsrolle verloren. Das Macintosh-Betriebssystem sah zwar hübsch aus, beherrschte aber nur das veraltete kooperative Multitasking, bei dem nicht das OS zentral die Ressourcen verteilt. Wenn sich die Programme selbst um die notwendige Rechenleistung kümmern, kommen sie sich häufig gegenseitig in die Quere. Das Mac OS verfügte damals auch nicht über eine geschützte Speicherverwaltung, sodass sich Anwendungen gegenseitig zum Absturz bringen konnten.

Nachdem zwei interne Projekte ("Taligent" und "Copland") zur Erneuerung des Betriebssystems gescheitert waren, kaufte der damalige Apple-CEO Gil Amelio das System NeXTStep ein, das der einst bei Apple geschasste Steve Jobs hatte entwickeln lassen. Jobs' Firma NeXT wurde für 429 Millionen Dollar übernommen. Der Apple-Mitbegründer kam 1996 als Berater von Apple-CEO Amelio an Bord zurück. Ein Jahr später putschte sich Jobs mit Hilfe des Apple-Boards an die Spitze des Unternehmens zurück.

Es dauerte dann noch viele Monate, bis das neue Betriebssystem für den Macintosh endlich veröffentlicht wurde. Es war ein mühsamer Start mit einigen Developer Previews und der ersten Public Beta von Mac OS X. Doch dann wurden die Mac-Anwender Zeugen einer bemerkenswerten Geschichte von Innovationen und beispielhaften Lösungen, die die gesamte Branche beeinflusst haben.

Mac OS X 10.0 bis 10.6: Die frühen Raubkatzen (21 Bilder)

Am 24. März 2001 veröffentlichte Apple die erste offizielle Version des neuen Betriebssystems, Mac OS X 10.0, Codename Cheetah (Gepard). Es gab den Anwendern ihr geliebtes Mac-Menü zurück. Außerdem lief das System spürbar schneller als die fast unbrauchbare Public Beta. Dennoch gehörte schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, ein immer noch extrem langsam laufendes System für 329 DM anzubieten. Außerdem konnten digitale Videobearbeiter mit Mac OS X noch nichts anfangen, denn es fehlte eine Software, die Kameras ansprechen konnte. Cheetah hätte eigentlich die Public-Beta-Version sein sollen.

Im Gegensatz zur Microsoft wagte Apple mehrfach einen radikalen Schritt. Die ersten Macs liefen auf den 680x0-Chips von Motorola. Anfang der 90er Jahre stieg Apple auf die PowerPC-Mikroprozessoren um. Diese Plattform hatte Apple gemeinsam mit Motorola und IBM entwickelt. Ende der 90er Jahre wagte Steve Jobs dann den riskanten Umstieg auf Unix. Und am 6. Juni 2005 kündigte er schließlich an, das vermeintliche PowerPC-Paradies zu verlassen und auf die x86-Architektur umzusteigen. Dabei hatte man die Intel-Chips kurz zuvor in Werbespots noch als lahme Schnecken attackiert. Dank der Emulationssoftware Rosetta konnten auf den Intel-Macs auch die meisten Programme laufen, die für die PowerPC-Prozessoren geschrieben waren. Mit diesem Kunstgriff ermöglichte Apple seinen Software-Partnern und den Kunden einen weichen Übergang in das Intel-Zeitalter.

Sechs Jahre nach dem Umstieg ist dieser Transformationsprozess weitgehend abgeschlossen. In der aktuellen Version Mac OS X Snow Leopard kann Rosetta bei Bedarf nachinstalliert werden. Bei der kommenden Version 10.7 alias Lion verzichtet Apple sogar vollständig auf den dynamischen Übersetzer Rosetta. Damit hat man in Cupertino die PowerPC-Ära endgültig abgehakt.

Apple hat trotz oder vielleicht gerade wegen der gravierenden Änderungen in der System-Architektur und den dazugehörigen Betriebssystemen seine Entwickler- und Kundenbasis nicht verloren, sondern aufbauen können. Beim Umstieg in das kommende 64-Bit-Zeitalter scheint Apple besser aufgestellt zu sein als Microsoft mit Windows 7. Und bei der Entwicklung mobiler Geräte (Smartphones, Tablet Computer) hat Apple im Vergleich zu Microsoft ohnehin die Nase vorn, weil sich die Basis von Mac OS X viel besser dafür eignet als das immer noch zu aufgeblasene Windows.

Die Highlights der Entwicklung von Mac OS X stellen wir Ihnen in den zwei oben verlinkten Bilderstrecken vor. (se)