Auto zahlt über Funk

Auto zahlt über Funk

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Von
  • Gernot Goppelt

Das Auto-ID-System VIATAG setzt auf Funk-Transponder innen an Windschutzscheiben, die die markierten Autos gegenüber passenden Lesegeräten identifizieren und womöglich auch gleich um die Funktion einer Kreditkarte erweitern. Die Idee kam der Software-Initiative Deutschland e.V. so bedeutend vor, dass sie deren Urheber Motion ID mit dem Innovationspreis 2011 der Kategorie "Automotive Software" bedacht hat.

Autobahnbetreiber in den USA nutzen schon seit Jahren aktive – mit eigenen Batterien ausgestattete – Transponder-Kästchen auf Pkw-Armaturenbrettern zum drahtlosen Abrechnen von Autobahngebühren. Dagegen soll das passive, 10 × 2 cm große und mit einem individuellen, 24-stelligen Code bestückte VIATAG-Label nur als unscheinbarer Aufkleber innen an der Windschutzscheibe in Erscheinung treten und das markierte Auto für die unterschiedlichsten Zwecke identifizieren können. Etwa in zwei Parkhäusern im Ruhrgebiet öffnen sich automatisch die Schranken, sobald sich ein Fahrzeug mit passender Plakette nähert und die Erfassung der abzurechnenden Parkzeiten auslöst. Als weitere Einsatzmöglichkeiten stellen sich die VIATAG-Erfinder vor, dass am Straßenrand parkende Autos auf Lesegerät-Anfrage automatisch ihre Anwohner-Parkberechtigung herausfunken könnten, oder man ein markiertes Auto zugleich als Kreditkarte für kleinere Geldgeschäfte nutzt, etwa im Drive-in-Kiosk.

Einen Schritt weiter gehen die Entwickler mit dem Denkmodell YardYield. Darin dienen die VIATAG-Plaketten dazu, Fahreuge auf einem speziellen Areal, etwa einem Firmen- oder Flughafengelände, permanent zu überwachen und die Fahrer womöglich über einen anderen Nachrichtenweg mit Navigationshinweisen zu versorgen.

Für Ticketing-Aufgaben wie in den erwähnten Parkhäusern ist VIATAG seit 2008 im Pilot-Einsatz, seit 2010 wollen die Anbieter das System deutschlandweit für ähnliche Anwendungen am Markt platzieren. Die Webseite erklärt nicht ohne Stolz, die Technik sei unempfindlich gegen Regen, Schmutz und gegen die Störung durch Radiowellen. Wie erhaben das Verfahren über Dämpfungsverluste durch metallbedampfte Pkw-Windschutzscheiben ist, kann man der Webseite nicht entnehmen.

Sollte VIATAG auch fürs Tracing von Autos zum Einsatz kommen, etwa im Zusammenhang mit unternehmerischem Flotten-Management, wird sich außerdem die Frage stellen, wie es um den Datenschutz bestellt ist. Motion ID legt zwar dar, die Transponder speicherten keine Ereignisdaten, sondern lediglich die unveränderliche ID. Doch ähnlich wie über das Filmen von KFZ-Kennzeichen könnten beliebige Interessenten prinzipiell auch darüber Bewegungsprofile von Autos erfassen – nur mit erheblich kleinerem technischem Aufwand. (hps) (ggo)