Über den Status quo und das Potenzial von Eclipse Orion

Das Ziel des neuen Eclipse-Projekts Orion ist die Bereitstellung von Entwicklungswerkzeugen, die ohne Installation im Browser funktionieren und mit einer komplett statuslosen Server-Infrastruktur kommunizieren. Ein Planungstreffen sollte die Weichen für die nahe Zukunft dieser neuen Generation von Tools stellen.

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Von
  • Jochen Krause
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Das Ziel des neuen Eclipse-Projekts Orion ist die Bereitstellung von Entwicklungswerkzeugen, die ohne Installation im Browser funktionieren und mit einer komplett statuslosen Server-Infrastruktur kommunizieren. Im Vorfeld der EclipseCon 2011 sollte im kalifornischen Palo Alto ein Planungstreffen die Weichen für die nahe Zukunft dieser neuen Generation von Tools stellen.

Eingeladen hatten die Eclipse Foundation und IBMs Eclipse Platform Team, und viele Größen der Web- und Mobil-Industrie hatten ihre Teilnahme zugesagt. Im Fokus von Orion stehen Werkzeuge für JavaScript, HTML und CSS. Derzeit handelt es sich um eine von IBM entwickelte Code-Contribution, die im Eclipse-Projekt e4 ihre Heimat hat. Es ist aber geplant, Orion als eigenes Projekt zu etablieren.

Orion bietet derzeit einen Sourcecode-Editor mit Syntax-Highlighting für JavaScript, CSS und HTML. Für JavaScript steht darüber hinaus eine integrierte Qualitätsprüfung mit JSLint bereit, die die gefundenen Fehler mit Markern am Rand des Editors anzeigt. Weiterhin gibt es eine Integration mit jsbeautify, einem JavaScript-Codeformatierer/-aufhübscher.

Der Editor des Orion-Projekts bietet Syntax-Highlighting.

Die mit dem Editor bearbeiteten Dateien lassen sich zu Projekten gruppieren und mit sogenannten Sites verknüpfen. Auf diese kann man per HTTP zugreifen, sodass sich der entwickelte Code auch direkt im Browser ausprobieren lässt. Allerdings kann man keinen Code auf dem Server ausführen. Bestehende Projekte kann man über eine Import-Schnittstelle durch den Upload von ZIP-Archiven auf den Server übertragen. Interessant ist die gelungene Integration des verteilten Sourcecode-Verwaltungssystem Git. Der Funktionsumfang ist gering, aber dafür ist die Nutzung einfach.

Syntax-Highlighting für weitere Sprachen möchten die Entwickler in zukünftigen Versionen deklarativ hinzufügen, hier ist eine Kooperation mit dem ACE-Projekt (von Mozilla und Ajax.org, deren Vertreter beim Orion-Meeting zugegen waren) vorgesehen. Team-Funktionen, beispielsweise ein gemeinsames Arbeiten an einer Datei wie bei Google Docs, sind derzeit nicht geplant.

Wie bei der Desktop-Plattform von Eclipse liegt das Augenmerk von Orion nicht nur auf dem Bereitstellen zeitgemäßer Werkzeuge, sondern auch in der Entwicklung einer Werkzeugplattform, die sich für unterschiedliche Zwecke erweitern lässt. Hierin ergeben sich durchaus neue Herausforderungen im Hinblick auf Skalierbarkeit – die Werkzeuge laufen ja im Browser –, Sicherheit und Bedienkomfort. Eclipse auf dem Desktop hat mit seinem Plug-in-Konzept und der Nutzung von OSGi eine Vorreiterrolle bei der Modularisierung von Java-Applikationen eingenommen. Daran orientiert sich das Orion-Team und es hat sich einige Grundregeln verordnet, die als Leitlinien für die derzeitige und künftige Entwicklung dienen sollen:

  • Das Verhalten des Editors soll sich an normalen Webseiten orientieren (Links zur Navigation, Nutzung von Browser-Tabs, keine Kontextmenüs ...),
  • lose Kopplung von Services,
  • Lazy Loading von Erweiterungen durch Nutzung einer Service-Registry mit Meta-Informationen,
  • der Einsatz einer HTML5 Local Storage zur Optimierung des Ladeverhaltens,
  • Sandboxing von Plug-ins ("I call you, you don't call me"), und
  • die Vermeidung der Einführung neuer JavaScript-Bibliotheken, stattdessen Nutzung der sich abzeichnenden Standards common.js und require.js für Modularisierung und asynchrone Kommunikation.

Die Firefox-Entwickler sind derzeit dabei, ihren Debugger im Rahmen der Umstellung auf einen Betriebssystemprozess je Tab in zwei Teile aufzuspalten. Die entstehende API soll Orion nutzen, um das Debugging direkt in das Werkzeug zu integrieren. Die Einbindung anderer Debugger wird von der Etablierung eines einheitlichen Protokolls abhängen, mit dem sie sich ansprechen lassen. Die anwesenden Mitarbeiter der Browser-Hersteller konnten oder wollten sich aber nicht zu dem Thema äußern.

Einen interessanten Ansatz verfolgt das Projekt weinre (Web Inspektor Remote), das durch das Einfügen eines JavaScripts in eine Webseite die Anbindung derselben an einen Web-Inspektor (Safari) erlaubt. Die Webseite lässt sich in einem beliebigen Browser, zum Beispiel auch auf einem mobilen Gerät, ausführen und überwachen.