Microsoft-Prozeß: Gates stellt Zeugen bloß
Ein freimütiges Bekenntnis von Bill Gates bringt einen Microsoft-Entlastungszeugen in die Klemme.
Ein freimütiges Bekenntnis von Bill Gates bringt die Verteidiger seiner Firma im Kartellverfahren mit der US-Justiz in arge Nöte. In seinem noch unveröffentlichten zweiten Buch, "Business @t the Speed of Thought", eine rund 500seitige Homage an das Internet, bejubelt der Microsoft-Chef unter anderem die hochspezialisierte Buchhaltung seines Unternehmens. Mit Hilfe des Internet sei er in die Lage, jederzeit die elektronisch aufbereiteten Microsoft-Verkaufszahlen einzusehen.
Das ungeschminkte Wort des CEO stellt einem Entlastungszeugen seiner Firma ein schlechtes Zeugnis aus. MIT-Mitarbeiter Richard Schmalensee, der von der Microsoft-Verteidigung als Finanzexperte in den Zeugenstand berufen wurde, hatte im Kreuzverhör erklärt, er könne keine Angaben zu Microsofts Gewinnen machen. "Um ganz ehrlich zu sein, die Buchhaltung bei Microsoft ist nicht auf dem Stand, den man von einem erfolgreichen Unternehmen erwartet. Sie notieren Verkaufszahlen noch per Hand auf ein Stück Papier." Chef-Ankläger David Boies hatte nach der überraschenden Erklärung auf eine weitere Befragung des Zeugen verzichtet.
Microsoft-Sprecher Mark Murray erklärte mittlerweile, daß die Angaben von Gates nicht im Widerspruch zur Schmalensee-Aussage stünden. Gates habe sich lediglich auf Verkaufszahlen bezogen; dagegen sei Schmalensee zu Gewinnen befragt worden.
In Ausgabe 7/99 (am Montag am Kiosk) veröffentlicht c't exklusiv Auszüge aus dem Gates-Buch, das in Deutschland unter dem Titel "Digitales Business" erscheint. (em)