IT-Sicherheitsverband warnt vor schneller Einführung von Nacktscannern

Der Verein TeleTrusT sieht noch viele offene Fragen beim Einsatz von "Körperscannern" an Flughäfen. Geräte mit Röntgenstrahlung dürften nicht verwendet werden, der Wirkungsgrad anderer Varianten zweifelhaft.

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Der IT-Sicherheitsverband TeleTrusT sieht laut einem jetzt veröffentlichten Positionspapier (PDF-Datei) noch viele Fragen offen beim Einsatz von Nacktscannern an Flughäfen. Versuche hätten gezeigt, dass die "Detektion von Gegenständen am Körper nur ein Glied in der Kontrollkette der Flugpassagiere ist". Der Verein bezweifelt, ob der Aufwand und die Kosten für eine Durchleuchtung mit den rund 150.000 Euro teuren Geräten gerechtfertigt ist. Ein "Restrisiko" bleibe in jedem Fall.

Es sollten keine Geräte verwendet werden, die mit Röntgenstrahlen arbeiten, wie sie etwa in den USA derzeit an 38 Flughäfen aufgestellt sind, meint TeleTrust. Diese könnten durch ihre ionisierende Wirkung Zellschäden verursachen. Daher dürften solche Scanner in Deutschland nicht zur Kontrolle von Passagieren eingesetzt werden. Dies gehe aus der nationalen Röntgenverordnung hervor.

Die mit Millimeterwellen im unteren Frequenzbereich arbeitenden Geräte, die die Bundespolizei hierzulande momentan etwa am Hamburger Flughafen testet, sehen die Sicherheitsexperten im Blick auf mögliche gesundheitliche Auswirkungen weniger skeptisch. Zu den im aktiven Rückstreuverfahren operierenden Scannern lägen zwar keine belastbaren Studien vor. Die eingesetzten Frequenzen und Leistungen würden jedoch von Wissenschaftlern als eher unkritisch angesehen. Zu Geräten mit Terahertzstrahlung gebe es sowohl Forschungsergebnisse, die genetische Schäden vermuteten, als auch solche, die diesen Unbedenklichkeit bescheinigten.

Aktuelle, bereits kommerziell erhältliche Millimeterwellenempfänger könnten Personen auch außerhalb einer Kabine im Vorbeigehen abtasten und elektronisch "ausziehen", warnt der Verband. Dies sei über eine Entfernung von bis zu zehn Meter möglich. Prinzipiell dürften Reisende aber nicht ohne ihr Wissen "abgetastet" werden. Die erzeugten Bilder müssten nach Abschluss der Kontrolle sicher gelöscht werden. Systeme, die Körper konkret und Prothesen, künstliche Darmausgänge oder Piercings darstellten, müssten strengeren Vorgaben unterliegen.

In Laborversuchen erkannten Körperscanner Flüssigkeiten und diverse Pulver, heißt es in dem Papier. Ob es sich dabei zu 100 Prozent um Sprengstoff handele, sei nur in zusätzlichen Untersuchungen zu klären gewesen. Metalle und Keramik würden sichtbar. Plastikfolien, in denen etwa Explosivstoffe transportiert werden können, seien jedoch schwerer zu entdecken, wenn diese nicht direkt am Körper anliegen.

Zu bedenken sei auch, "in welchem Umfang ein zu großes Vertrauen in die neue Technik die Sorgfalt des Personals bei manuellen Untersuchungen reduziert". Dem müsse durch spezielle Schulungen und gezielte organisatorische Maßnahmen entgegengewirkt werden. Nicht zuletzt sei der Zeitfaktor bei der Abfertigung zu bedenken. Planspielen der Betreiber des Flughafens Köln/Bonn zufolge könnten mit Körperscannern im selben Zeitrahmen nur halb so viele Passagiere durch die Sicherheitskontrollen geschleust werden wie mit den aktuell eingesetzten Metalldetektoren. Hier müssten die Ergebnisse des Probelaufs in Hamburg abgewartet werden. (anw)