Informatiktage 2011: Debatte über Whistleblower-Gesetz

Ob nicht die Vorgänge um Wikileaks ein Whistleblower-Gesetz sinnvoll machen, war eine der Fragestellungen auf der Podiumsdiskussion der Gesellschaft für Informatik.

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Von
  • Achim Born

Zum 11. Mal führte die Gesellschaft für Informatik am vergangenen Wochenende ihre Nachwuchsveranstaltung durch, die Informatiktage. Wie von den Veranstaltungen der Vorjahre gewohnt, wurde den eingeladenen Studenten auf bekanntem Terrain, dem B-IT Center in Bonn, ein Potpourri aus praxisnahen Workshops, Vorträgen, Talkshow, InformatiCup-Wettbewerb sowie Postersessions geboten. Zudem hatte der Veranstalter das Glück des Tüchtigen, denn das Thema der Podiumsdiskussion "Wikileaks und die Folgen" wies aktuelle Brisanz auf (ein MItschnitt ist online verfügbar).

Unter der Leitung von Wolfgang Back (ComputerClub 2) sprachen Prof. Otto Spaniol (RWTH Aachen), der Bonner Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber (SPD) sowie Blogger Thorsten zur Jacobsmühlen (blogaboutjob) zumeist kurzweilig, wenn auch ein wenig sprunghaft über das rechtliche und politische Umfeld des Sujets. Für den Betreiber der Plattform selbst ist wohl zumindest in Deutschland wenig zu befürchten. Denn nach Einschätzung von Kelber bietet das hiesige Presserecht ausreichend Schutz. Um aber die Informanten selbst besser im Arbeits- und Zivilrecht zu schützen, wünscht sich der Politiker, der zu der raren Spezies der Informatiker im Bundestag zählt, ein eigenes Whistleblower-Gesetz.

Eine "unheimliche Veränderungsphase" für Firmen durch soziale Netzwerke & Co. beobachtet zur Jacobsmühlen. Derzeit sei man einfach noch in der Findungsphase darüber, was man dürfe und was nicht. Und selbst wenn die ersten gesetzlichen Regelungen festgezurrt seien, müsse erst abgewartet werden, auf welche Art und Weise die Gerichte ein Gesetz auslegen. Whistleblowing müsse allerdings nicht zwangsläufig etwas Positives sein, wie der Blogger mit dem Verweis auf Industriespionage bemerkte.

Prof. Spaniol, nie um ein offenes Wort verlegen, bezeichnete aus technischer Sicht Wikileaks als "läppisch". Der langjährige Inhaber des Lehrstuhls schätzt den grundlegenden Einfluss des Internets weitaus höher ein. Die sich rasant ausbreitenden Proteste und Revolutionen in der arabischen Region seien hierfür ein deutlicher Beleg. Der nunmehr pensionierte Professor, der unter seinem Alter Ego Alois Potton so manches Geschehen im wissenschaftlichen Umfeld schmäht(e), hofft auf langfristig positive Konsequenzen für eine Welt, die immer "informationsdichter" wird, denn "es kann nichts mehr geheim bleiben".

Ein kleineres Geheimnis um sein Thema machte indes so mancher eingeladene Student. Das registrierte Tagungsmoderator Gottfried Vossen, im beruflichen Alltag Professor an der DBIS Group/Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (DBIS Group), wenig erfreut. Denn nicht jede(r) hatte eine Folie zu seinem Poster eingereicht, um das Interesse des Plenums per Poster-Flash zu wecken. Zur Erläuterung: In einer Ausstellung werden die Themen der einzelnen Beiträge auf einem größeren Poster dargestellt. Jede/r Teilnehmer/in an der Postersession hat zuvor im Poster-Flash (gerne auch als "one-minute-madness" bezeichnet) Gelegenheit, in einer Minute die eigene Idee zu verkaufen.

Die Beiträge gaben auch dieses Jahr einen informativen Ein- und Überblick, mit welchen Aufgaben sich Studierende im Zuge von Projekten, Bachelor- oder Master-Arbeiten heuer befassen (müssen). Mit 70 lag die Zahl allerdings deutlich unter Vorjahresniveau. Wie Prof. Vossen bemerkte, war bei dem Teilnehmerkreis aus Universitäten ein gewisser Schwund zu registrieren. Dagegen hätte das Engagement aus Instituten mit dualen Studiengängen zugelegt.

Für den informatiCup-Wettbewerb, dessen Sieger traditionell im Rahmen der Informatiktage gekürt werden, hatten insgesamt 16 Teams Beiträge eingereicht. Wie im vergangenen Jahr machte ein Team der FU Berlin mit dem schönen Namen Murmelix (Martin Lange, Tobias Tenbusch) das Rennen. Es errang sich mit seiner Lösung der Würfelbahnaufgabe den ersten Platz. Die Teams auf den beiden folgenden Rängen – Team Südafrika von der Uni Pretoria (Bianca Voigts, Christoph Stallmann) und A-Team der Uni Freiburg (Manuel Braun, Jendrik Seipp und Jonas Sternisko) – hatten sich mit der optimalen Standortsuche für Geldautomaten befasst. Als Anerkennung erhielten alle drei Teams Geldpreise von der Deutschen Bank, von Capgemini und von der PPI AG. (js)