"Jedes Problem kann gelöst werden" - Zum Tode von David Wheeler

Der englische Computerpionier David Wheeler ist tot. Der emeritierte Professor für Informatik an der Universität Cambridge gilt als Autor der ersten Subroutine und Miterfinder des Kompressionsalgorithmus BZ2.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Kuhn
  • Detlef Borchers

Wie erst heute bekannt wurde, verstarb der englische Computerpionier David Wheeler, emeritierter Professor für Informatik an der Universität Cambridge, am vergangenen Montag im Alter von 77 Jahren an Herzversagen. David Wheeler gilt als Autor der ersten Subroutine und Miterfinder des Kompressionsalgorithmus BZ2.

David John Wheeler wurde in Birmingham am 9. Februar 1927 geboren. Er studierte Mathematik am Trinity College in Cambridge. 1947 begann seine Arbeit mit den Computern; 1951 erhielt er den Doktortitel: "Automatic computing with the EDSAC" weist schon im Titel auf den ersten speichergesteuerten Computer EDSAC 1 hin, an dem Wheeler viele Konzepte erprobte und für den er das erste Testprogramm schrieb, das am 6. Mai 1949 eine Tabelle mit Quadratzahlen erstellte. Seine Doktorarbeit bestand in der Entwicklung der ersten Laufzeitbibliothek mit mathematischen Funktionen und führte den Gebrauch von Subroutinen ein. Nach der Arbeit am EDSAC 1 verbrachte Wheeler einige Jahre in den USA, wo er an der Universität von Illinois an der Entwicklung von ORDVAC und ILLIAC 1 mitarbeitete. Nach England zurückgekehrt, schrieb er große Teile des Programmsystems für EDSAC 2 und arbeitete dann an der Entwicklung von Titan mit, einem er ersten Timesharing-Systeme, das für die CAD-Konstruktion in Zusammenarbeit mit Ferranti entwickelt wurde. Titan führte den Einsatz von verschlüsselten Passworten in die Computertechnik ein. Auf die Arbeit mit Titan folgte die Konstruktion von des Experimentalcomputers CAP, einem der ersten Capability Based Computer Systems. CAP war an den Cambridge Ring angeschlossen, das 1979 als eines der ersten lokalen Netze in Betrieb ging und an dessen Konstruktion Wheeler mitarbeitete.

In späteren Jahren konzentrierte sich Wheeler auf Softwareprobleme. Bekannt wurde er hier mit seinen Arbeiten über Datenkompression und Kryptographie. So erfand er zusammen mit Mike Burrows, dem Autor der Suchmachine AltaVista, den Burrows-Wheeler Blockkompressionsalgorithmus, der heute im weit verbreiteten Bzip2 eingesetzt wird. Mit dem Tiny Encryption Algorithm (TEA) schuf er einen weit verbreiteten Blockchiffre. Nach seiner Emeritierung vor zehn Jahren forschte Wheeler auf diesem Gebiet weiter. Kurz vor seinem Tod arbeitete er daran, Techniken aus der Textkompression zur effizienten Spamfilterung einzusetzen. Der Tod ereilte ihn am letzten Montag, als er wie üblich sein Fahrrad am Computer Lab der Universität Cambridge abschloss, um sich diesem Problem zu widmen.

David Wheeler war ein gutmütiger und bescheidener Mensch, der nie irgendwie an Aufsehen für seine Arbeit interessiert war. Dennoch erhielt er in seinem Leben eine Reihe von Auszeichnungen. 1970 wurde er zum Fellow der British Computing Society ernannt, 1983 wurde er Fellow der Royal Society. Die Pionier-Medaille der IEEE folgte im Jahre 1985. Zu Wheelers Doktoranden gehörte unter anderen der C++ - Erfinder Bjarne Stroustrup.

Nun ist David Wheeler nicht nur der Vater aller Subroutinen, sondern wird auch gerne mit seinem Satz zitiert: "Any problem in computer science can be solved with another layer of indirection." Dieser Satz ist jedoch nicht vollständig. Zum Leidwesen von Wheeler wurde immer die zweite Hälfte unterschlagen, die das Dilemma der Pioniere wie ihrer Nachfolger auf den Punkt bringt. Im Andenken an einen großen Wissenschaftler sei darum die ganze harte Wahrheit zitiert:

"Any problem in computer science can be solved with another layer of indirection. But that usually will create another problem." (Markus Kuhn/Detlef Borchers) / (tol)