ProzessorgeflĂĽster
Ship, Ship, Hurray – so heißt es auf der AMD-Website – der Fusion-Prozessor „Llano“ wird nun in großen Stückzahlen ausgeliefert. Mit Globalfoundries hat AMD den Liefervertrag neu ausgehandelt und Texas Instruments kauft – nein, nicht überteuert AMD, sondern überteuert National Semiconductor.
- Andreas Stiller
(Bild:Â AMD)
Nun gehts bald los mit dem Llano, dem Phenom-II ähnlichen Zwei- oder Vierkernprozessor ohne L3-Cache, aber mit integrierter Direct-X11-Grafik. Anfang Juli oder vielleicht schon etwas eher soll man erste Systeme kaufen können. Endlich, so wird man bei AMD sagen, denn wegen der vom Ex-Chef Dirk Meyer im Herbst letzten Jahres zerknirscht eingeräumten Herstellungsschwierigkeiten bei Globalfoundries hat es doch reichlich lange gedauert, bis man dieses Hurra nun hat ausrufen können. Dummerweise, so kam jetzt heraus, hatte Meyer wohl auch einen unglücklichen Vertrag mit Globalfoundries abgeschlossen und AMD musste trotz Mangel an guten Chips vereinbarte Festpreise zahlen. Das soll jetzt anders werden, jedenfalls für Chips in 32-nm-Technik fürs laufende Jahr. Nach dem nun abgeschlossenen Wafer Supply Agreement zahlt AMD für 45 nm weiterhin feste Quartalspreise, für 32 nm aber – rückwirkend fürs erste Quartal – nur für die guten Dies. Sollte in diesem Jahr alles zur Zufriedenheit von AMD ausgehen und von Globalfoundries eine genügende Anzahl an guten Chips herüberkommen, so sieht der Vertrag vor, dass AMD dann im kommenden Jahr wieder zu festen Quartalszahlungen zurückkehrt. Die Partner gehen von 1,1 bis 1,5 Milliarden Dollar Handelsvolumen im Jahr 2011 aus und 1,5 bis 1,9 Milliarden 2012. In Zukunft soll Globalfoundries auch verstärkt bei GPUs und Chipsätzen berücksichtigt werden. Parallel dazu – aber laut AMD nicht mit dem Vertrag verknüpft – fand eine Neubewertung des AMD-Anteils an Globalfoundries statt, wonach AMD nun 492 Millionen US-Dollar gutgeschrieben werden.
Globalfoundries, so hört man, könne bedenkenlos auf diesen Deal eingehen. Die Ausbeute (Yield Rate) sei inzwischen auf hohem Niveau, sodass bei entsprechender Vertragsgestaltung vielleicht sogar mehr Profit drin ist als beim alten Modell. Außerdem signalisiert Globalfoundries damit allen anderen potenziellen Kunden, dass jetzt der 32-nm-SOI-Herstellungsprozess wirklich ausgereift ist.
Ausgeströmt
Das erhofft sich AMD auch für den Bulldozer, der in ebendiesem Prozess hergestellt wird und dessen frühe Prototypen AMD derzeit überall herumschickt. Ein paar Benchmark-Ergebnisse sind auch schon durchgedrungen – nicht auf Wikileaks, sondern auf OpenBenchmarking.org. Ein kurzer Blick allein auf die Ergebnisse mit dem Stream-Benchmark zeigt jedoch, dass die nicht viel wert sein können: 12 GByte/s für ein System mit zweimal Interlagos (32 Integer-Kerne, 1,8 GHz). So was machen aktuelle Opterons im Schlaf nebenbei. Der Interlagos-Prototyp lief also nur mit einem Bruchteil seiner Speicherperformance, da lohnt es nicht wirklich, sich mit diesen Benchmark-Ergebnissen auseinanderzusetzen. Immerhin zeigen sie, dass Bulldozer überhaupt läuft und kein Geisterchip ist.
Bei Intel hat ein Mitarbeiter wohl über Intels „Geisterchips“ im letzten Prozessorgeflüster gelesen und ebenfalls befunden, dass diese so langsam Gestalt annehmen sollten. Und so veröffentlichte er zumindest schon mal den – vergleichsweise hohen – Preis von 75 US-Dollar für den lange überfälligen Oak-Trail-Prozessor mit offiziellem Namen Atom Z670 (512 KByte Cache, 1 Core, 2 Threads, 1,50 GHz, 45 nm). Das war allerdings etwas voreilig, denn eigentlich soll der Atom für Tablets erst Mitte April zu Beginn des IDF in Peking offiziell herauskommen.
Aus das noch
Nicht totzukriegen, der C64. Nun hat Commodore USA einen New Commodore 64 herausgebracht, auf Basis eines Mini-ITX-Boards mit Dual-Core-Atom D525 und Nvidia-Ion-Chipsatz, mit HD und Blu-ray. Und statt auf Datasette mit Supertape speichert man zeitgemäß via SATA 2.0 auf Festplatte oder SSD. C64-Fans gibt es offenbar weiterhin zahlreich, etwa auf www.64er-online.de , wo man – ganz legal – eingescannte 64er-Magazine und einen Online-Emulator in Java findet, mit dem man sofort in guter alter Manier losprogrammieren kann:
10 PRINT "HALLO"
20 GOTO 10
In der neuen Preisliste für die am 5. April vom Stapel gelaufenen neuen Zehnkern-Xeons (siehe Seite 18 ) findet man nun auch die wegen des Chipsatz-Bugs verschobenen Einprozessor-Xeons E3-xxxx. Selbige erlitten somit nur eine mäßige Verzögerung von knapp sechs Wochen. Daran kann es also nicht liegen, dass die Analysten eine baldige Gewinnwarnung von Intel erwarten. Laut Canaccord Genuity liegt der PC-Markt mit 5 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr am unteren Ende der Erwartungen, ebenso wie die vermuteten Umsatzzahlen von Intel.
Und während die New Yorker Börse NYSE Euronext, wo unter anderem die AMD-Aktien gehandelt werden, und die Deutsche Börse sich schon den Kopf über einen gemeinsamen Namen zerbrechen – die gut gemeinten Vorschläge reichen von DasKapital bis zu BagelWurst Exchange –, könnte die Übernahme in letzter Minute doch noch scheitern. Um eine deutsche Vormachtstellung auf dem wichtigsten amerikanischen Finanzmarkt zu verhindern, hat sich urplötzlich die weit kleinere Technologiebörse Nasdaq OMX mit der Rohstoffbörse ICE verbündet und ein deutlich höheres Angebot unterbreitet. So eine Überraschung dürfte beim geplanten Zusammenschluss von zwei der an der NYSE gehandelten Firmen wohl nicht auftreten: Texas Instruments legte mit 6,5 Milliarden US-Dollar ein Übernahmeangebot für National Semiconductor vor, das die Aktionäre kaum ablehnen können, liegt es doch um satte 78 Prozent über dem aktuellen Aktienwert. Die Branche rätselt nun, warum TI so viel Geld für die kränkelnde Analogfirma hinlegen will. Aber immerhin könnte TI damit Toshiba überholen und die Nummer drei (nach Samsung Electronics und Intel) im Halbleiterbusiness werden. (as)