Der Blutspendeausweis wird zur Smartcard

Der einheitliche Blutspendeausweis des DRK, eine Smartcard mit integriertem RFID-Chip, soll den herkömmlichen Blutspendeausweis ablösen. Die Karte wird für Anwendungen Dritter nicht zur Verfügung stehen.

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Von
  • Detlef Borchers

Der neue Blutspendeausweis des DRK ist eine Smartcard mit RFID-Chip

(Bild: Detlef Borchers / heise online)

Auf der Berliner Fachmesse Euro ID hat der DRK-Blutspendedienst Ost den einheitlichen Blutspendeausweis vorgestellt, eine Smartcard mit integriertem RFID-Chip, die den herkömmlichen Blutspendeausweis ablösen soll. Die bislang nur regional gültigen Ausweise sollen mit dem modernen System bundesweit das Blutspenden möglich machen.

Die sieben eigenständigen Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes sammeln jährlich 3,2 Millionen Vollblutspenden ein. 10 Millionen Deutsche sind als Spender in den regionalen Datenbanken gespeichert, rund 200.000 junge Menschen entscheiden sich jährlich dafür, als Spender und Spenderinnen mitzuhelden. Ihnen bietet sich ein antiquiertes Szenario: Sie bekommen einen Blutspendeausweis, in dem die Spenden eingestempelt werden und der nicht bundesweit gültig ist. Eine moderne Smartcard im Scheckkartenformat soll nun die Akzeptanz des Blutspendens verbessern. Stimmen die Geschäftsführer der Dienste auf einer Sitzung im Mai zu, können ab Sommer 2011 die neuen Ausweiseausgegeben werden. Noch in diesem Jahr rechnet das DRK mit 2 Millionen ausgegebenen Smartcards.

Nach acht Jahren Vorarbeit kann der DRK-Mediziner Rals Knels den elektronischen einheitlichen Blutspendeausweis präsentieren. Ein Pilottest mit 1000 Spendern in Berlin und in Westfalen erbrachte den Nachweis, dass alles wie geplant funktioniert. Der neue Blutspendeausweis ist eine Karte, die in die Geldbörse passt und Stempel wie Stempelkissen überflüssig macht: Die Blutspendetermine werden auf dem eingelassenen RFID-Chip gespeichert, der neben den Angaben zur Person noch die neue bundeseinheitliche Spendernummer enthält. Diese Nummer ist neben der Blutformel auf der Karte als Barcode aufgedruckt, für den Fall, dass der Spender die Funktechnik ablehnt.

Deutsche Blutspender spenden durchschnittlich zweimal im Jahr Blut; für das Erreichen von jeweils 25, 50 und 100 Spenden soll die graue Karte in unterschiedlichen Farben als Silber, Gold und Platinum-Card die Ehrennadel ablösen. "Unsere Karte ist keine Rabattkarte, sie ist für keine Anwendung von Dritten konzipiert oder zugänglich, und sie ist grundsätzlich freiwillig", betonte Projektleiter Ralf Knels. Die auf dem Chip gespeicherten Daten sind verschlüsselt, wobei bundesweit nur die Personendaten, nicht die Spendedaten ausgelesen werden können. Im Gespräch mit heise online zeigte sich Knels erstaunt über die Zahl von Anfragen verschiedener Hersteller und Organisationen, die die Karte als Rabatt- und Marketingkarte nutzen wollten.

Eine von der Technischen Fachhochschule Wildau durchgeführte repräsentative Akzeptanzanalyse zur neuen Blutspendekarte erbrachte erstaunliche Ergebnisse, die Prof. Frank Gillert von der Forschungsgruppe Sichere Objektidentität vorstellte. Die Analyse wurde in Berlin und möglichst weit von Stadtzentren entfernt liegenden Gebieten in Brandenburg durchgeführt. Sie ergab, dass junge Leute bis 25 Jahre in urbanen Gebieten sowohl den Formatwechsel zur Smartcard wie die Nutzung eines RFID-Chips ablehnten, obwohl insgesamt 95 Prozent aller Befragten ihr Einverständnis zur Datenverarbeitung durch das DRK signalisierten. "Möglicherweise sehen wir hier einen Facebook-Effekt nach all den Debatten um private Daten", meinte Gillert, der auf die hohe allgemeine Zustimmung verwies. "Wer seinen Lebenssaft spendet, hat Vertrauen in die Organisation. Möglicherweise sehen wir hier nach den Querelen um die Gesundheitskarte und den Diskussionen um den neuen Personalausweis das erste erfolgreiche Kartenprojekt." (jk)