Cisco-Chef kündigt Veränderungen an

In einer E-Mail an alle Mitarbeiter des Netzwerkausrüsters räumt CEO John Chambers Versäumnisse ein und kündigt "mutige Schritte" sowie "harte Entscheidungen" an.

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Cisco-Chef John Chambers hat in einer E-Mail an die Mitarbeiter des Netzwerkausrüsters Versäumnisse eingeräumt und Veränderungen angekündigt. Zwar stimme die Gesamtstrategie, doch hapere es bei der Umsetzung, schreibt der 61-jährige CEO, der das Unternehmen seit 1995 führt. Die Diagnose: Entscheidungsschwäche und Vertrauensverlust. "Unterm Strich haben wir etwas von Glaubwürdigkeit eingebüßt, die für Ciscos Erfolg so fundamental wichtig ist", bilanziert Chambers, "und wir müssen sie zurückgewinnen."

Mit der vom Unternehmen veröffentlichen "internen" E-Mail will Chambers wohl seine Mannschaft nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen motivieren. Doch schwingt dabei auch eine Drohung mit: Der CEO kündigte für die kommenden Wochen eine Reihe von Maßnahmen an, ohne darauf im Detail weiter einzugehen. Der Chef verspricht zwar, funktionierende Unternehmensbereiche unangetastet zu lassen, stellt jedoch zugleich "mutige Schritte" und "harte Entscheidungen" in Aussicht.

Hauptadressat des offenen Briefes dürfte ohnehin die Wall Street sein. Den enttäuschten Anlegern signalisiert Chambers, dass er die Situation erkannt hat und handlungsfähig ist. Die Aktie des Netzwerkausrüsters hat in den vergangenen 12 Monaten mehr als 30 Prozent verloren. Im Februar hatte Cisco trotz eines moderaten Umsatzzuwachses einen deutlichen Gewinnrückgang von 18 Prozent auf 1,5 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Die Nachricht ist angekommen: An der New Yorker Börse zog das Cisco-Papier zum Handelsstart spürbar an.

Chambers verteidigt seine Strategie, den Hersteller von Routern und Switches durch Übernahmen in ein diversifiziertes Unternehmen zu verwandeln, das auf verschiedenen Hochzeiten tanzt. Cisco ist heute im Core Routing ebenso aktiv wie bei Webanwendungen oder Videosystemen. In der Diversifizierung sieht Chambers neue Wachstumschancen, die er dem alten Kerngeschäft trotz des Internetbooms nicht mehr zutraute.

Doch wird der "Gemischtwarenladen" Cisco auch an der Wall Street kritisch betrachtet. Die Diversifizierung habe der Konkurrenz die Möglichkeit eröffnet, Cisco bei seinem traditionellen Kerngeschäft Marktanteile abzujagen, meinte die Analystin Joanna Makris im Februar. Und es gibt Anleger, die das Prinzip "Schuster, bleib bei deinen Leisten" bevorzugen. Die Kritiker lesen Chambers' E-Mail so auch als Memo an ihn selbst: Die angekündigten "harten Entscheidungen" könnten am Ende den CEO betreffen. (vbr)