Googles Flugticket-Pläne nur gegen Auflagen

Der Suchmaschinen-Primus Google darf den Flugsuchespezialisten ITA kaufen, muss aber einige Auflagen erfüllen.

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Von
  • dpa

Wer Flugtickets über einen Online-Reiseveranstalter bucht, nutzt dabei künftig wahrscheinlich Technik aus dem Hause Google: Das US-Justizministerium hat am Freitag die Übernahme des Flugsuchespezialisten ITA durch den umtriebigen Internetkonzern gebilligt. Die Übernahmepläne waren zuvor auf heftigen Widerstand der US-Aufsichtsbehörden gestoßen, die sogar eine Klage dagegen vorbereitet haben sollen.

Allerdings musste Google dabei erhebliche Zugeständnisse machen: Google darf die Preise für den Service nicht willkürlich anheben, darf keine Kunden aussperren, muss die bestehenden Systeme weiterentwickeln und überdies sicherstellen, dass mit den Daten der ITA-Nutzer kein Schindluder getrieben wird.

ITA Software aus Boston wertet Flugreise-Informationen aus und stellt die Daten zum Beispiel Reise-Websites wie Expedia zur Verfügung. Der Suchmaschinen-Primus will die US-Firma für 700 Millionen Dollar kaufen.

"Die Übernahme in ihrer ursprünglichen Form hätte zu deutlich weniger Wettbewerb geführt", begründete das Justizministerium in Washington die Auflagen. Der jetzt ausgehandelte Kompromiss, der noch von einem Gericht abgesegnet werden muss, gilt für fünf Jahre.

"Wir arbeiten nun daran, die Übernahme so schnell wie möglich abzuschließen", schrieb Google-Manager Jeff Huber im Firmenblog. Google verspricht, mit der Übernahme die Suche nach Flugtickets im Internet deutlich zu verbessern.

Gegen die Übernahmepläne hatten sich aber nicht nur etliche Reise-Websites ausgesprochen, sondern auch der Software-Konzern Microsoft, der ITA-Daten für seine Suchmaschine Bing nutzt. Bing versucht gerade zusammen mit Yahoo, Google ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Googles Marktanteil bei der Suche liegt bei mehr als 60 Prozent, in Europa zum Teil sogar bei mehr als 90 Prozent. Das Suchmaschinengeschäft bildet auch den Grundstein für die Milliardengewinne des Konzerns: Google verdient sein Geld nach wie vor in erster Linie mit Anzeigen im Umfeld der Suchergebnisse.

Die Übernahme von ITA dürfte dem Internetriesen – zumindest im US-Markt – nun auch eine Schlüsselposition bei der Flugsuche bescheren. Deshalb war eine erhöhte Aufmerksamkeit der Behörden bereits bei Ankündigung der Übernahme Anfang Juli 2010 erwartet worden. In Europa ist ITA weniger stark, weshalb Google den Kauf gar nicht erst bei den hiesigen Wettbewerbshütern angemeldet hatte.

Dennoch haben sich auch europäische und asiatische Reiseportale der Gegnerfront angeschlossen. Die Gruppe tritt unter dem Namen FairSearch.org auf. Zu den bekanntesten Mitgliedern gehören neben Microsoft und Expedia auch Hotwire, TripAdvisor sowie Kayak .

Bereits vergangenen Dienstag war bekannt geworden, dass Google nun ein breit angelegtes Wettbewerbsverfahren drohen könnte. Demnach schaut sich die US-Handelsbehörde FTC die dominierende Position auf dem Suchmaschinenmarkt an. In Texas und in der Europäischen Union laufen bereits Wettbewerbsverfahren, die von Konkurrenten angestoßen wurden. ()