Arbeitsmarktforscher sieht keinen Fachkräftemangel

Der künftige Bedarf an Ingenieuren in Deutschland lässt sich nach Ansicht von Karl Brenke vom DIW auch ohne Zuwanderung decken, wenn die Unternehmen ihre Personalpolitik verbessern.

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Von
  • Niels Boeing

Alle Jahre wieder beklagt die deutsche Wirtschaft, dass nicht genügend Ingenieure vorhanden sind, um offene Stellen zu besetzen. Auch in den vergangenen Monaten wurde heftig über einen Fachkräftemangel debattiert. Nach Ansicht des Arbeitsmarktforschers Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin kann davon jedoch keine Rede sein: "Bei der Lohnentwicklung in Deutschland kann ich nicht sehen, dass wir irgendwo eine ausgeprägte Knappheit an Arbeitskräften hätten. Das gilt auch für Hochqualifizierte." Die Löhne für Ingenieure seien zwischen 2005 und 2010 um ganze 2 Prozent gestiegen, so Brenke im Gespräch mit Technology Review.

Der Forscher moniert, dass die offiziellen Arbeitsmarktstatistiken nicht aussagekräftig seien, um die Besetzung offener Stellen vollständig zu erfassen. Zudem kritisiert Brenke eine wenig vorausschauende Personalpolitik der Wirtschaft: "Viele Unternehmen verlassen sich derzeit noch darauf, ihre Fachkräfte über Leiharbeitsfirmen zu bekommen." Stattdessen sollten sie die betriebliche Erstausbildung und die Weiterbildung verbessern. Den Fachkräftemangel durch Zuwanderung beheben zu wollen, hat für Brenke keine Priorität, denn: "Die Studenten, die jetzt an den Hochschulen sind, werden in den nächsten Jahren mehr als ausreichen, den Bedarf an Ingenieuren zu decken."

Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln betont hingegen, dass derzeit nur noch 25.000 Ingenieure in der Bundesrepublik arbeitslos sind. Bei ihnen bestehe "in den nächsten Jahren ein Ersatzbedarf von 35000 bis 45000 Ingenieuren pro Jahr". Hierzu könnten laut Plünnecke auch Migranten beitragen, "die in ihren Herkunftsländern ein Ingenieursstudium gemacht haben, das hier aber nicht anerkannt wird".


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(nbo)