Kontroverse um Huffington Post nimmt an Schärfe zu

Nach der Klage des Publizisten Jonathan Tasini gegen Arianna Huffington und AOL wetzen die Kontrahenten nun öffentlich die Messer. Die Chefin der "HuffPo" erhält dabei viel Unterstützung von US-Autoren.

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Die Klage ist eingereicht, jetzt kann die öffentliche Schlammschlacht beginnen: Nach der Veröffentlichung seiner Klage gegen das Online-Magazin Huffington Post führt der US-Publizist Jonathan Tasini eine Auseinandersetzung mit Arianna Huffington. Die Gründerin der "HuffPo" – unterstützt von zahlreichen Kommentatoren – hat sich mit der Klage auseinandergesetzt, worauf Tasini in seinem Blog mit einem Aufruf an die Blogger reagierte.

Tasini hatte den Internetkonzern AOL, die Huffington Post sowie Huffington und ihren Mitgründer Kenneth Lerer im Namen tausender unbezahlter Blogger auf über 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagt. Er wirft Huffington vor, sich jahrelang an den Beiträgen unbezahlter Blogger unfair bereichert zu haben und fordert eine nachträgliche Kompensation. Huffington und Lerner hatten das 2005 gegründete und inzwischen einflussreiche Medium im Februar für 315 Millionen US-Dollar an AOL verkauft.

Klage und Kläger wurden in der US-Bloggerszene mit viel Häme überschüttet: Bei TechDirt fragt sich Mike Masnick, ob es nicht "die dümmste Klage aller Zeiten" ist, und nennt Tasini einen "modernen Dorfdeppen". Jack Shafer hält die Klage bei Slate schlicht für "Schwachsinn". Juristische Kommentatoren sehen Tasinis Chancen bei Null. Auch Huffington hält die Klage für aussichtslos. Ihre Rechnung: Sie bietet Bloggern eine Plattform, auf der ein guter Autor seine Reichweite steigern kann, was wiederum gut für die "HuffPo" ist. Huffington selbst wagt sich noch nicht ganz aus der Deckung – sie lässt ihre zahlreichen Unterstützer für sich sprechen, die genug Gift verspritzen.

Für Tasini ist der Klassenkampf eröffnet. Huffington sei "unredlich", antwortet der Aktivist. Aus der Unternehmerin spreche die Angst, die Blogger könnten sich vereint zur Wehr setzen und Huffington damit die Möglichkeit nehmen, sie auszubeuten. Tasini hält es für möglich, den Prozess zu verlieren. Doch geht es ihm über die Klage hinaus darum, ein Zeichen zu setzen und die betroffenen Autoren zu animieren, sich zu organisieren. Er erfahre viel Unterstützung, erklärt Tasini im Gespräch mit Paid Content. Betroffene Blogger wollten der Sammelklage beitreten und versorgten ihn per Mail mit "allen möglichen Insider-Informationen".

Ein paar E-Mails hat sie auch, schreibt Huffington. Zahlreiche Nachrichten, in denen Tasini die Huffington Post und die Möglichkeiten für Blogger über den grünen Klee lobt, nehme sie nun zur ihrer Prozessakte. Tasini habe sogar einen Freund empfohlen, der auch für die Huffington Post bloggen wollte. (vbr)