Spam-Anteil fällt auf Mehrjahrestief

Der Anteil unerwünschter Werbung am E-Mail-Aufkommen ist derzeit so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Die Täter versuchen nun verstärkt, ihren Werbemüll über "richtige" Mailkonten und -server zu verbreiten.

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Von
  • Bert Ungerer

Nach der Abschaltung des Rustock-Botnetzes Mitte März 2011 ist das Aufkommen an unerwünschten Werbe-Mails, ohnehin seit 2010 im Abwärtstrend, nochmals deutlich zurückgegangen. Es liegt nun nur noch ungefähr auf dem Niveau vom Herbst 2008, kurz nach der Trennung des Hoster McColo vom Internet. Eine Zweijahres-Statistik (siehe Bild) zeigt den bisherigen Höhepunkt der danach erneut anrollenden Spam-Welle ungefähr Anfang 2010, als je nach Empfänger-Adresse über 99 Prozent aller eingehenden E-Mails aus Spam bestanden.

Das Spam-Aufkommen, hier widergespiegelt durch die Abfragen an die iX-Blacklist (grün), liegt mittlerweile unter dem Niveau von Anfang 2009.

(Bild: NiX Spam und Dr. Bülow & Masiak GmbH)

So deutlich der Spam-Rückgang auch erscheint: Viele Anwender merken wenig davon oder sehen seit einiger Zeit sogar einen Anstieg des Werbemülls. Dazu tragen zwei Effekte bei. Einerseits zeichnet sich seit etwa zwei Jahren ab, dass Spam vor allem bei solchen Anwendern zurückgeht, bei denen unerwünschte E-Mails direkt abgewiesen werden und nicht angenommen, gefiltert und in einem Spam-Ordner deponiert. Andererseits weichen die Spam-Versender in Ermangelung verfügbarer Bot-Kapazität zunehmend auf Freemail-Dienste aus. Sie knacken entweder Schutzmechanismen der Anbieter und richten selbst Mailkonten ein oder übernehmen bestehende Accounts durch Phishing oder das Erraten von Passwörtern. Solche E-Mails lassen sich anders als "herkömmlicher" Bot-Spam je nach Phantasie der Spammer kaum von erwünschten Nachrichten unterscheiden, da sie dieselben Mailserver passieren.

Beim Anti-Spam-Projekt NiX Spam fällt in dieser Hinsicht zurzeit besonders Yahoo negativ auf, aber auch Anbieter wie Hotmail oder Google sind in der jüngsten Zeit immer wieder Ausgangspunkt heftiger Spam-Ausbrüche. Dass es durchaus möglich ist, Spammern Einhalt zu gebieten, ohne die Freiheiten der legalen Anwender einzuschränken, zeigt das Beispiel Web.de. Der Freemail-Anbieter hat nach Hinweisen der iX-Redaktion Ende Februar 2011 den ausgehenden Mail-Verkehr pro Kunde begrenzt und seitdem den Spam-Ausstoß insgesamt deutlich gesenkt. (un)