Kritik an US-Elektroschrottinitiative

Die Ankündigung eines US-Verbandes, bis 2016 fast 500 Millionen Tonnen Elektroschrott zu sammeln und wiederzuverwerten, findet keine ungeteilte Zustimmung. Umweltaktivisten kritisieren unter anderem, die Sammelstellen würden nicht kontrolliert.

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Von
  • Christian Kirsch

Die Consumer Electronics Association (CEA) in den USA hat angekündigt, bis 2016 eine Milliarde US-Pfund Elektroschrott sammeln zu wollen. Das ist mehr als das Dreifache der 2010 gesammelten Menge und entspricht etwa 450 000 Tonnen, laut CEA könne man damit ein Footballstadion mit 71 000 Sitzplätzen bis zur Oberkante füllen. Nach Auffassung des CEA-Geschäftsführer Gary Shapiro, sei diese "eCycling-Initiative ein Wendepunkt in der Geschichte des Elektronik-Recycling in den USA". Das Sammelziel entspricht rund 1,5 kg Elektroschrott pro US-Bürger. Für Europa schreibt eine EU-Direktive 4 kg pro Kopf vor, in der Bundesrepublik wurden 2006 rund 750 000 Tonnen alte Elektrogeräte gesammelt, was gut 9 kg pro Bürger entspricht.

In erster Linie geht es bei eCycling darum, die Verbraucher auf die rund 5000 Recyclinghöfe in den USA aufmerksam zu machen. Außerdem wolle die Initiative mit der Regierung bei deren Strategie für ein nationales Recycling-Programm zusammenarbeiten. Die CEA setzt auf freiwillige Kontrollen der Wiederverwertung. Das in Seattle ansässige, auf Müllexport spezialiserte Basel Action Network (BAN) kritisiert die eCycling-Initiative jedoch: Tausende der beworbenen Sammelstellen verfügten nicht über die nötigen Kontrollmechanismen und könnten keine Wiederverwertung im Inland gewährleisten. Die Sammelmengen ohne geeignete Kontrollen zu vergrößern, führe zu wachsendem Export giftigen Elektromülls in Entwicklungsländer.

"Wenn die Öffentlichkeit an Recycling denkt, stellt sie sich nicht vor, dass alte Computer und Fernseher in China, Indien oder Nigeria zertrümmert und verbrannt werden", meint der BAN-Chef Jim Pucket. Einerseits behaupte die CEA zwar, man dürfte nicht mit Recyclern zusammenarbeiten, die Elektroschrott in Entwicklungsländern abladen, andererseits weigere sich die Organisation jedoch weiterhin, das Basler Übereinkommen zu akzeptieren. Diese Konvention untersagt unter anderem den Export von giftigen Abfällen in Entwicklungsländer.

Auch die Electronics Take Back Initiative kann die CEA-Aktion nicht überzeugen. Die Sammelstellen seien zwar auf einer Karte eingetragen, jedoch fehlten die Anschriften. Für den größten US-Staat Kalifornien seien gar keine Rückgabestellen markiert. Die CEA erkläre zudem nicht, wie sie ihr Ziel erreichen wolle und verzichte sich auch nicht auf den Export des Elektroschrotts in andere Länder. (ck)