Veröffentlichung der Guantánamo-Dateien sorgt für Unruhe

Die Zeitungen New York Times und The Guardian sowie der US-Radiosender NPR haben die Dateien außerhalb des mit Wikileaks vereinbarten Konsens veröffentlicht und die Aktivisten damit irritiert.

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Von
  • Detlef Borchers

Der britische Guardian, die New York Times und das US-amerikanische National Public Radio haben mit der Veröffentlichung von 750 Dateien begonnen, die Details über die Verhöre von auf der US-Marinebasis Guantánamo Bay internierten Gefangenen enthalten. Aus den Aufzeichnungen der Jahre 2002 bis Anfang 2009 geht den Berichten zufolge hervor, dass viele der als mutmaßliche Terroristen Internierten psychisch krank, altersschwach oder unschuldig sind. Verdächtige seien zum Teil mehrere Jahre lang gefangen gehalten worden, obwohl sie mit dem Terrornetz Al Kaida nichts zu tun gehabt hätten und von den US-Militärs als "ungefährlich" eingestuft worden seien. Die Veröffentlichung erhöht den Druck auf US-Präsident Barack Obama, das Gefangenenlager wie ursprünglich angekündigt zu schließen.

Unruhe bringt die Veröffentlichung allerdings auch in die Schar der Wikileaks-Aktivisten. Denn die Dateien fanden nicht im Rahmen der Zusammenarbeit der Medien mit Wikileaks an die Öffentlichkeit. Die Informationen werden zwar dem Datenbestand zugerechnet, der mutmaßlich über den Soldaten Bradley Manning in die Hände von Wikileaks gelangt war. Doch erklärte der beim Guardian zuständige Recherche-Spezialist David Leigh im begleitenden Blog: "Anders als bei früheren Veröffentlichungen durch den Guardian war diesmal Wikileaks nicht beteiligt. Das umfangreiche Bündel an geheimem US-Material wurde mit der New York Times geteilt, und die New York Times erhielt es nicht von Wikileaks." Beide Zeitungen und der Rundfunksender betonen, selbst dafür gesorgt zu haben, dass die Namen möglicherweise gefährdeter Informanten gelöscht wurden. Wikileaks hatte die Sperrfrist für die Daten aufgehoben, als die Pläne der drei Medien bekannt wurden. (vbr)