Die Woche: Mageia mausert sich

Das Mageia-Projekt demonstriert, wie eine engagierte Community auch große Projekte ins Rollen bringt und am Laufen hält.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrea Müller

Bei Mandriva ging es im September 2010 drunter und drüber: Der französische Distributor wickelte seine Tochter Edge IT ab und setzte die meisten Angestellten, die an der Distribution arbeiteten, auf die Straße. Es gab Gerüchte, es seien über längere Zeit keine Gehälter gezahlt worden und die Zukunft der Distribution, die auch hierzulande eine kleine Fan-Gemeinde hat, schien ungewiss.

Hoffnung auf ein Fortbestehen keimte mit einem Posting von Jérôme Quelin auf Mandrivas Cooker-Mailingliste auf: Er hatte zusammen mit 30 ehemaligen Mandriva-Angestellten, Entwicklern und Community-Mitgliedern einen Fork von Mandriva ins Leben gerufen, der den Fortbestand der Distribution in ihrer ursprünglichen Form als Desktop-System sichern sollte – getauft wurde das Projekt auf den Namen Mageia. Es war nicht nur die Entlassungswelle, die das Vertrauen der Projektbeteiligten in die Firma Mandriva zerstörte: Schlechte Kommunikation mit der Community und keine klare Linie bei der Entwicklung der Distribution hatten schon lange vorher das Verhältnis zur freien Entwicklergemeinde belastet.

In die Hoffnung, dass mit Mageia die französische Linux-Distribution fortgeführt wird, mischte sich jedoch auch Skepsis. Man fragte sich, ob die Gründungsmitglieder des 30-köpfigen Teams genug Kräfte und Mitstreiter würde mobilisieren können, um eine ganze Distribution so zu pflegen, wie es die Mandriva-Anwender bisher gewohnt waren. Klar, man hatte die Quellen, aber eine Linux-Distribution ist weit mehr als die Summe ihrer Einzelteile: Man benötigte einen Webspace, und davon viel, sowie ein stabiles Build-System. Außerdem musste das Team ein komplett neues Artwork entwerfen und die Kommunikationsinfrastruktur von Null aufbauen. Nur über Mailinglisten, Foren und IRC-Channel lassen sich die Aktivitäten von über den Erdball verstreuten Mitstreitern koordinieren und Zuständigkeiten verteilen.

So brauchte das Mageia-Team dann auch 5 Monate, bevor es im Februar 2011 die erste Alpha-Version freigeben konnte. Anders als die Alpha-Versionen von Mandriva erlaubte die Mageia-Alpha jedoch keinerlei Prognosen, wie wohl das fertige System aussehen würde. Die Entwickler hatten das Theme noch nicht fertig, die Stabilität ließ sehr zu wünschen übrig und auch die Software-Repositories boten noch nicht die von Mandriva gewohnte Vielfalt.

Das sah zwei Monate später im April schon ganz anders aus: Das Theme nahm endlich Gestalt an und auch den Inhalt der Paket-Repositories hatten die Entwickler kräftig aufgestockt. Jetzt sollten die Nutzer vor allem den Installer sowie die Hardware-Erkennung testen. Letztere war immer eine der Stärken von Mandriva gewesen, sodass dieser Punkt dem Mageia-Team besonders wichtig war.

Diese Woche ist nun die zweite Beta-Version erschienen, die auf meinem Testsystem zu Hause einen ausgesprochen guten Eindruck macht. Neue Programmversionen werden ab jetzt nicht mehr aufgenommen, es geht nur noch um das Finden und Beseitigen von Fehlern. Den letzten Feinschliff soll das System nach dem Erscheinen des Release Candidates Mitte Mai erhalten. Als Erscheinungstermin für die fertige Version peilen die Entwickler den 12. Juni an -- und so wie derzeit ausschaut, sollte das auch klappen. (amu) (amu)