Studie: Tauschbörsen sind Hauptverbreitungskanal für Kinderpornografie

Dass mit dem Vertrieb von kinderpornografischen Inhalten im Web viel Geld verdient wird, lässt sich laut einer Studie des Kriminalwissenschaftlichen Instituts der Uni Hannover nicht belegen.

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Von
  • Holger Bleich

Immer wieder behaupteten Befürworter von Websperren, dass mit dem Vertrieb von kinderpornografischen Inhalten im Web viel Geld verdient wird, Dies lässt sich offensichtlich empirisch nicht belegen. Mit einer Studie wollte das Kriminalwissenschaftliche Institut der Leibniz Universität Hannover der Frage nachgehen. Der Institutsdirektor Prof. Bernd-Dieter Meier sagte nun abschließend, es sei "durchaus möglich, dass mit Kinderpornographie Geld verdient wird. Es ist aber nach derzeitigen Erkenntnissen nicht festzustellen, dass hier ein Markt besteht, auf dem eine Regulierung des Preises nach Angebot und Nachfrage stattfindet." Das Marktvolumen sei außerdem nicht schätzbar und könne auch nicht für einzelne Staaten bestimmt werden.

Meier stellte die Studienergebnisse heute in Berlin vor. "Unentgeltliche Tauschbörsen sind nach unseren Erkenntnissen der größte Markt für kinderpornographisches Material", erklärte er. In den Tauschbörsen und in Newsgroups bestehe ein "breites, nahezu unerschöpfliches und grundsätzlich kostenfreies Angebot". Neue Bilder und Filme würden vermutlich in erster Linie zunächst über geschlossene Benutzergruppen verbreitet. "Personen, die in diese hermetischen Bereiche gelangen wollen, müssen die Keuschheitsprobe ablegen, das heißt, neues kinderpornographisches Material liefern."

Es gebe allerdings auch Interesse für kostenpflichtige Angebote, die im World Wide Web zu finden sind. "Es tendieren gerade 'Einsteiger' dazu, Geld für Kinderpornographie zu bezahlen." Dabei handele sich "offensichtlich um Personen, die keine vertiefenden Kenntnisse von der Infrastruktur haben und sich daher nur im Web bewegen", betonte Meier. Bei dem angebotenen Material handele es sich in der Regel um Dateien, die aus kostenfreien Quellen gewonnen wurden.

Der Studie liegt eine Analyse von Strafakten aus Niedersachsen sowie Befragungen von Strafermittlern zugrunde. Ziel der Untersuchung war es unter anderem, Hauptverbreitungswege des Materials zu erkennen und Erkenntnisse zu Anbietern und Abnehmern zu gewinnen. Die Akten zu Verfahren wegen Kinderpornografie stammen sämtlich aus dem Jahr 2008. Auf über 50 Prozent der ausgewerteten Bilder waren schwere Missbraushandlungen von Erwachsenen an Kindern zu sehen. Die Untersuchung ist von der Initiative "White IT" des niedersächsischen Innenministeriums gefördert worden. (hob)